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Frankreich: Koadjutor für Bischof Rey ernannt

Mit der Entscheidung beendet Papst Franziskus ein monatelanges Bangen um die Zukunft von Diözesanbischof Dominique Rey und dem Mittelmeerbistum Fréjus-Toulon.
Der bisherige Bischof von Châlons-en-Champagne, Francois Touvet
Foto: JB Autissier via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Der bisherige Bischof von Châlons-en-Champagne, Francois Touvet (Bild), wird neben dem Diözesanbischof Dominique Rey das Bistum Fréjus-Toulon bis zu dessen altersbedingtem Rücktritt leiten und dann seine Nachfolge ...

Papst Franziskus hat einen Koadjutor-Bischof für das Bistum Fréjus-Toulon an der Côte-d’Azur ernannt, wie das Presseamt des Heiligen Stuhls am Dienstagmittag angekündigt hat. Es handelt sich um den bisherigen Bischof von Châlons-en-Champagne, Francois Touvet, der neben dem Diözesanbischof Dominique Rey das Bistum bis zu dessen altersbedingtem Rücktritt leiten und dann seine Nachfolge übernehmen wird.

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Wie die Französische Bischofskonferenzen ebenfalls am Dienstagmittag mitteilte, überträgt Papst Franziskus dem Koadjutor-Bischof insbesondere die Leitung des Klerus, die Seminaristenausbildung sowie die Begleitung der Institute des geweihten Lebens, der Orden und geistlichen Gemeinschaften der Diözese. 

Monatelange Zitterpartie geht zu Ende

Mit der Ernennung geht für das Bistum eine monatelange Zitterpartie zu Ende, an deren Ende auch der sofortige Rücktritt Bischof Reys hätte stehen können. Nun ist klar: Er bleibt – voraussichtlich bis zu seinem 75. Geburtstag im September 2027. Im Juni 2022 untersagte Papst Franziskus die Priester- und Diakonatsweihen des Bistums.

Zuvor hatte eine Apostolische Visitation Probleme in der Bistumsleitung offengelegt. Kritiker warfen Bischof Rey seit langem vor, Gemeinschaften und Priesteramtsanwärter aus dem charismatischen Spektrum und dem traditionalistischen Milieu ohne sorgfältige Prüfung in seiner Diözese aufzunehmen und es an der nötigen Begleitung fehlen zu lassen. Seit Jahren gehen aus dem Priesterseminar des Bistums besonders viele Priester hervor. Das Bistum gilt unter Dominique Rey als Laboratorium für traditionelle und neue geistliche Gemeinschaften mit dem Ziel, den missionarischen Elan des Bistums zu steigern.

Zusätzlich war Bischof Rey in Rom wegen angeblichem zunehmendem Traditionalismus im Priesterseminar des Bistums angezeigt worden, wie Berichte in verschiedenen französischen Zeitungen durchscheinen ließen. Bischof Rey selbst ist Priester der Gemeinschaft Emmanuel und zelebriert in privaten Kontexten hin und wieder auch in der überlieferten Form der heiligen Messe. 

Neue Dynamik "zum Heil der Seelen und zur größeren Ehre Gottes"

In einer Videobotschaft an sein Bistum erklärte Bischof Rey am Dienstag, er selbst habe in Rom die Ernennung eines Koadjutors angeregt. „Ich heiße Bischof Touvet voll Vertrauen willkommen, ich heiße ihn als Bruder willkommen“, teilte er seiner Diözese mit und begrüßte dessen Ernennung als einen Neubeginn für das Bistum. „Ich vertraue Ihren Gebeten und der heiligen Vorsehung diese Zusammenarbeit an, die, da bin ich mir sicher, der Diözese eine neue Dynamik verleihen wird, zum Heil der Seelen und zur größeren Ehre Gottes.“ Bischof Rey dankte den Gläubigen der Diözese für ihr Gebet und ihr Vertrauen während der anderthalb Jahre des schmerzhaften Wartens. Das Bistum werde daraus gestärkt hervorgehen und „in Demut und Vergebung, in der Selbstkritik und im Vertrauen auf Gott und die Kirche wachsen“.

Dass Dominique Rey Diözesanbischof von Fréjus-Toulon bleibt, ist laut der Wochenzeitung „Famille Chrétienne“ vor allem der Fürsprache des Marseiller Erzbischofs Kardinal Jean-Marc Aveline zu verdanken, den Paps Franziskus besonders schätzt. Der Religions-Experte des „Figaro“, Jean-Marie Guénois meint, die Entscheidung des Papstes zeuge von Respekt für das pastorale Wirken Reys: „Der Papst, der einer zutiefst reformorientierten Vision der Kirche folgt, schätzt auch Bischöfe, die vor Ort tätig sind, sich leidenschaftlich für die Evangelisierung einsetzen und konkrete Erfahrungen machen, selbst wenn sie dabei Fehler machen, anstatt hinter ihrem Schreibtisch zu sitzen.“

Im Interview mit Jean-Marie Guénois blickt Bischof Rey selbstkritisch auf sein Wirken: „In meinen 23 Jahren als Bischof kann ich nicht behaupten, dass mir alles gelungen ist. Gleichzeitig gilt: Wer nichts tut, riskiert nichts.“ Er habe sein Bistum auf den Weg der missionarischen Umkehr gebracht, indem er zahlreiche Gemeinschaften aufgenommen habe. Die Entscheidung des Papstes nehme er in Gehorsam und „ohne jede Bitterkeit“ auf. Seine Priorität sei es nun, die missionarische Dynamik seiner Diözese in den Bereichen der Erziehung, der Aufnahme und Begleitung  der Armen und Bedürftigen und der missionarischen Jüngerschaft aller Gläubigen zu fördern.

Koadjutor Touvet: "Meine Priorität der Frage der Priesterweihen gelten"

Der designierte Koadjutor äußerte sich am Dienstag im Interview mit „Famille Chrétienne“ wie folgt: „Meine Priorität der Frage der Priesterweihen gelten. Ich weiß, dass dies ein Punkt des Unverständnisses und der Empörung ist, dem muss ein Ende gesetzt werden.“ Auch sei es seine Aufgabe, der aufgewühlten Diözese etwas Frieden zu bringen. „Ich sehe die Arbeit, die getan werden muss, um Einheit und den Frieden wiederzufinden“. Bischof Touvet gilt als konservativ und missionarisch aufgeschlossen. Seine offizielle Einführung als Koadjutor findet am 10. Dezember im Laufe einer heiligen Messe in der Kathedrale von Toulon statt, die von Kardinal Aveline zelebriert wird.  DT/fha

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