Das Fußball-Championsleague-Finale ist gerade mit einem Fünf-zu-Null-Sieg seines Teams zu Ende gegangen, der nach zwei Toren und einer Vorlage offizielle „Man of the Match“ (beste Spieler), der erst 19-jähige Franzose Désiré Doué, wird noch auf dem Rasen interviewt – und sagt, immer noch außer Atem, irgendwann diesen Satz: „Ich habe nur noch eine Sache zu sagen, danke Herr Jesus Christus“.
Falls Verantwortliche der Tagesschau zugeschaut haben, dürfte das bei selbigen wohl nicht zu Begeisterungsstürmen geführt haben. Es ist erst wenige Tage her, dass die ARD ein Kurzvideo auf Youtube hochlud, auf dem eine besorgte Redakteurin über gläubige Fußballspieler folgende Einordnung zum Besten gab: „Manche Fußballprofis leben ihren Glauben ganz offen. Einige gehen sogar an Schulen und reden dort mit Jugendlichen darüber. Auf den ersten Blick vielleicht harmlos. Kritikerinnen und Kritiker sagen aber: Achtung, in manchen Fällen könnte dahinter auch gezielte Missionsarbeit stecken“. Zu den gehobenen Augenbrauen blendet das Video passend rote Ausrufezeichen ein. Merke: Sich zu Jesus Christus bekennen, und vielleicht gar andere Leute von ihm überzeugen wollen, das findet man heutzutage gar nicht cool.
Parteiische Freude ist okay
Es ist müßig, an dieser Stelle auf das profunde Missverständnis hinzuweisen, dass dem Bild von Religion als einzig und allein im stillen Kämmerlein zu betreibender Privatsache entspricht. Vielmehr darf man sich freuen, dass jungen erfolgreichen Fußballern das, wovon ihr Herz überfließt, wichtiger ist als die strategische Anpassung an die Erwartungen der Öffentlichkeit. Klar, Fußball war vor der Ära der Regenbogen-Armbinden auch deshalb mal so entspannend, weil es einfach einmal nicht um Politik ging – und agnostische Zuschauer mögen Glaubensbekenntnisse in gleicher Weise ärgern, wie den politisch dissidenten Zuschauer die plakative Zurschaustellung politischer Korrektheit. Hinzu kommt: vermutlich werden viele, die sich jetzt über Doué freuen, weniger Glücksgefühle erfahren haben, als sich der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger mit der auch bei Islamisten beliebten Geste des „Tauhid-Fingers“ zum Islam bekannte.
Und doch darf man als Christ ruhig so parteiisch sein, Doué, Felix Nmecha, Yemisi Ogunleye oder andere Sportler mit christlichem Bekennermut mit ungeteilter Freude und Dankbarkeit zu begegnen. Schließlich entspricht ihre Haltung schlicht dem Missionsbefehl Christi. Einige weitere Aspekte machen Mut: Offensichtlich schaffen im Spitzensport auch stark religiöse Menschen unterschiedlicher Religionen, als Team zusammenzuwirken. Dass migrationsbedingte Diversität jedenfalls auch christlich-religiöse Potentiale mit sich bringt, mag ein Allgemeinplatz sein, ist aber trotzdem schön.
Und schließlich fällt ein weiterer, etwas zwiespältiger Befund auf: Die ganz überwiegende Mehrheit junger, bekennermutiger Christen, hier liegt die Tagesschau ganz richtig, ist im evangelikalen Spektrum beheimatet. Was bedeutet, dass die katholische Kirche momentan offenbar noch keine allzu große Anziehungskraft auf junge Sinnsucher ausübt. Das lässt sich aber auch als Ermutigung auffassen: Es ist mehr möglich, als es sich in konsequenter Befolgung des Overbeck-Diktums „wir müssen nicht die ganze Welt missionieren“ in der missionarischen Impotenz bequem zu machen. Jetzt aber erstmal: Liebe Brüder und Schwestern, danke für euer Zeugnis!
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