Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nein zu Synodalem Ausschuss

„Es geht um unser Menschenbild und unser Verständnis von Kirche“

Der Passauer Bischof Stefan Oster begründetet seine Entscheidung gegen den Synodalen Ausschuss mit dem Gewissen. Eine Liberalisierung der Strukturen würde die Selbstsäkularisierung der Kirche beschleunigen.
Bischof Oster: "Das Setzen neuer, liberaler Strukturen würde den Glauben nicht zurückbringen"
Foto: Armin Weigel (dpa) | Das Setzen neuer, liberaler Strukturen würde den Glauben nicht zurückbringen, ist der Passauer Bischof Stefan Oster überzeugt.

Vier Diözesanbischöfe haben die Finanzierung des Synodalen Ausschusses durch den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) verweigert. Einer von ihnen ist der Passauer Bischof Stefan Oster. In einem Interview mit dem Passauer Bistumsblatt sprach er von einer Gewissensentscheidung, die ihm „alles andere als leicht gefallen ist“. Letztendlich gab die Überzeugung den Ausschlag, „dass die Glaubensfragen, die hinter den Reformwünschen stehen, sehr tief reichen und entscheidend sind: Es geht um unser Menschenbild und unser Verständnis von Kirche“.

Liberalisierung wird Glauben nicht zurückbringen

Oster glaubt, dass der Fokus auf eine „grundsätzliche Liberalisierung in Strukturen und Themen am Ende die Selbstsäkularisierung unserer Kirche nur beschleunigen und nicht den verlorenen Glauben zurückbringen wird“. Wichtig sei für ihn zudem, dass der sakramentale Kern des kirchlichen Verständnisses vom Menschen und von der Kirche nicht verändert werde.  Die gesellschaftliche Relevanz der Kirche würde nicht dadurch vermehrt, dass sie in wesentlichen Fragen nichts anderes mehr zu sagen hätte, "als die Mehrheitsgesellschaft ohnehin erklärt". 

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Aus diesen Gründen, sowie aufgrund der Einsprüche aus Rom, habe er gegen den Synodalen Ausschuss votiert, dessen Ziel es von Anfang an gewesen sei, „einen Synodalen Rat auf der Bundesebene für die Kirche in Deutschland einzurichten“. Und dies habe Rom ausdrücklich verboten. Die Mehrheit der Bischöfe wollen dieses Gremium dennoch etablieren, und zwar mit einer Zusammensetzung, die „Minderheitenpositionen, die sich in wichtigen Themen der geltenden katholischen Lehre verpflichtet fühlen, noch stärker marginalisiert“, so Oster.

Wesentlich, dass Bischöfe in Letztverantwortung frei bleiben

Stattdessen habe er vorgeschlagen, die Ergebnisse des Synodalen Prozessen in die Weltsynode einzubringen und erst einmal die Ergebnisse dieses Prozesses abzuwarten statt selbige - trotz des Briefes „aus Rom vom vergangenen Januar“ - vorwegzunehmen. Wenn die Ergebnisse der Weltsynode auf dem Tisch lägen, könne man sich „neu fragen, welche Gremien, gegebenenfalls auch welche neuen Gremien braucht es, um Synodalität zu leben,“ sagte der Bischof.

Grundsätzlich sei das Thema „Synodalität“ wichtig und auch vom Papst gewollt. Für diesen, wie auch für „die ganze Tradition der Kirche – ist es aber wesentlich, dass die Bischöfe in ihrer Letztverantwortung frei bleiben“, stellte Oster klar. Der Synodale Rat dagegen strebe „eine verbindliche und zugleich freiwillige Selbstbindung der Bischöfe an“. Unabhängig davon bemerkte Oster, gäbe es längst synodale Gremien in der Kirche.

Die Vorsitzende des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sieht das anders. Sie warf den vier Bischöfen Mangel an Ernsthaftigkeit vor. Oster dazu: Hätte sie ihm ins Herz schauen können, hätte sie gesehen, wie nah ihm das alles gehe. „Wie sollte ich mich ohne Ernsthaftigkeit zu einer Gewissensentscheidung durchringen, mit der ich mich dann – leider - gegen die deutliche Mehrheit meiner Mitbrüder im Bischofsamt stelle?“ fragte er und bat darum, seine Gewissensentscheidung zu respektieren.  DT/dsc

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