In einer Pressemeldung hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am gestrigen Samstag mitgeteilt, dass die Einnahmen der katholischen Bistümer und evangelischen Landeskirchen aus der Kirchensteuer bis 2027 auf insgesamt 14,4 Milliarden Euro ansteigen werden. Jedoch sei der Anstieg nur nominell. Inflationsbereinigt müssten Bistümer und Landeskirchen mit weniger Kaufkraft auskommen, so das Institut. In Preisen von 2019 gerechnet, sinke das Aufkommen der Kirchensteuer bis 2027 um elf Prozent.
Nomineller Anstieg
In einer gestern veröffentlichten Studie bildet das IW die Dynamik der Kirchensteuer ab. Einerseits stieg demzufolge das Aufkommen der Kirchensteuer im Jahr 2022 um 1,5 Prozent. Das sei, so die Studie jedoch deutlich weniger als der Anstieg des gesamten Einkommensteueraufkommens. Dieses war 2022 um 4,5 Prozent gestiegen. Für die Unterschiede sind dem Institut zu Folge der demografische Wandel einerseits und der steigende Kirchenaustritt andererseits verantwortlich. Im Jahr 2022 hat sich der Studie zu Folge die Anzahl der Austritte sowohl in den evangelischen Landeskirchen als auch in der katholischen Kirche auf ein Rekordniveau erhöht. Zudem zählten die Kirchen deutlich mehr Sterbefälle als Taufen und Wiedereintritte zusammen.
Insgesamt geht die Studie von einem Rückgang der (evangelischen und katholischen) Kirchenmitglieder im Jahr 2022 um 1,3 Millionen Personen und damit um mehr als 3 Prozent aus.
Neben der hohen Austrittsdynamik setze, so das IW, mit dem demografischen Wandel ein im Grundsatz unabwendbarer Faktor die Kirchen zusätzlich unter Zugzwang. Dieser Trend werde sich ab Mitte dieses Jahrzehnts verstärken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gingen und dann weniger Kirchensteuer zahlen. Für die Kirchensteuer komme als verstärkender Effekt hinzu, dass unter den Erwerbstätigen im Laufe der kommenden Jahre der Anteil der Kirchensteuerzahler sinken werde, da von den jüngeren Jahrgängen ein kleinerer Anteil Mitglied der katholischen Kirche oder der evangelischen Landeskirchen sei. Das Institut sieht einen großen Sparzwang auf die Landeskirchen und Bistümer zukommen.
Optionen für die Kirche
Die Studie zeigt auch Handlungsoptionen auf, um entstehende Finanzierungslücken zu schließen. Genannt werden auf der Ausgabenseite die Einschränkung von Leistungen oder auf der Einnahmenseite die Veräußerung von Vermögen. Eine Erhöhung der Kirchensteuer sieht die Studie als ungünstig an, da diese vermutlich die Austrittsdynamik weiter antreiben würde. Während die demografische Dynamik als unveränderlich angesehen wird, sieht das Institut der deutschen Wirtschaft in einem Rückgang der Austritte eine Option zur Stabilisierung der Einnahmen. DT/pwi
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