Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Der Sonntagskirchgang wird weiter schwinden

Die Pandemie ist nicht der Grund für den Schwund. Mangelnde Einsicht in die Notwendigkeit der Neuevangelisierung lassen den Trend ungebremst fortschreiten. 
Gottesdienst im Freiburger Münster
Foto: Philipp von Ditfurth (dpa) | Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist weiter dramatisch rückläufig. Der Glaube an eine Trendumkehr ist eine Illusion.

Zahlen sind oft sehr nüchtern. So sagt eine Zahl von 4,3 Prozent regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienstbesuchern zunächst einfach nur, dass in einer Pfarrei von 1000 Katholiken am Sonntag 43 Personen regelmäßig in die Kirche gehen. Über Bedeutung, Ursachen und Auswirkungen sagt die Zahl an sich gar nichts. Realistisch gesehen ist die Zahl ein Drama und nicht das Ende der Fahnenstange. Corona ist an allem schuld, so die offizielle Lesart. Die DBK pflegt die Hoffnung, „dass die Zahl der Gottesdienstbesucher wieder ansteigt, sobald wir die Pandemie gänzlich überwunden haben“, wie es in der Pressemeldung steht. Das ist ein recht frommer Wunsch, der recht unfromm als Seifenblase zerplatzen wird.

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Ein Trend mit Tradition

Vor Corona gingen noch gerade einmal 9,3 Prozent der Katholiken jeden Sonntag in die Messe. Tendenz seit Jahren fallend. Ohne jeden Zweifel waren an Ostern und Weihnachten geschlossene Kirchen gemeinsam mit der in fast allen Bistümern nach wie vor ausgesetzten Sonntagspflicht geradezu ein Nachbrenner für einen ohnehin schon dynamischen Trend. Auch über das Zustandekommen der Kirchenbesucherzahlen vor Corona darf man sich keine Illusionen machen. An den Zählsonntagen sang der Kinderchor, dann waren die Eltern auch im Gottesdienst und zählten mit. In der Pandemie funktionierte das nicht und nach der Pandemie werden viele Kinderchöre einfach weg sein. 

Keine Trendumkehr

Scheinbar haben die Pandemie und das Verhalten der Kirche in dieser Zeit einfach für eine Klärung der wahren Verhältnisse gesorgt. Eine Kirche, die sich in der Krise hinter Türen verschließt und den Livestream zum Gottesdienst erklärt, muss sich nicht wundern, wenn der Livestream auch nach der Krise den Gottesdienst ersetzt. Doch auch hier ist die Tendenz fallend. So lange man sich in Deutschland weigert anzuerkennen, dass Glaubenswissen und Glaubenspraxis untrennbar zusammengehören, wird es keine Trendumkehr geben. Wo Neuevangelisierung in Reformprozessen als überflüssig angesehen wird, werden Austrittszahlen ungebremst nach oben und Gottesdienstbesucherzahlen ungebremst nach unten gehen. 

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Peter Winnemöller Neuevangelisierung Pandemien

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