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Der deutsche Vorbehalt gegen den Papst

Was der Papst den Gläubigen auf seiner Reise nach Ostasien und Ozeanien als Seelsorger zu sagen hat, trifft in Deutschland nicht den politischen Geschmack. Schade aber auch!
Papst Franziskus in Port Moresby
Foto: IMAGO/VATICAN MEDIA (www.imago-images.de) | Geht an die Ränder und spricht mit den Gläubigen über die Probleme vor Ort: Papst Franziskus. Dabei trifft er aus deutscher Sicht scheinbar nicht immer den richtigen Ton.

Dass den Nachfolgern Petri aus der Heimat Luthers oft ein eiskalter Wind entgegenweht, gehört zu den Merkwürdigkeiten des teutonischen Katholizismus. Unter Katholiken anderer Sprachgruppen löst der belehrend-entrüstete Ton gegenüber den Päpsten allerdings Bestürzung und Fremdscham aus. Für Katholiken ist der Nachfolger Petri mehr als eine Respektsperson: Er ist ein väterlicher Hirte, kein Frühstücksdirektor. Feindselige Frechheit passt nicht zur Kommunikation mit einem Vater. Während der Papstreise nach Asien ist schrille Begleitmusik aus Deutschland hörbar geworden. Im kirchensteuerfinanzierten Portal katholisch.de missfällt der Friedensaufruf von Papst Franziskus in Papua-Neuguinea.

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Stachel im Fleisch

Donnerwetter! Wer hätte erwartet, dass Papst Franziskus angesichts der Stammesgewalt in Papua-Neuguinea wegschaut und schweigt? Überhaupt nicht goutiert wird nördlich der Alpen offenbar das Lob des Papstes für kinderreiche Familien in Indonesien. Dabei trifft der Papst mit seiner Kritik am verwöhnten Westen ins Schwarze: Dass manches Paar mehr Wert auf Haustiere legt als auf eigenen Nachwuchs ist keine päpstliche Polemik, wie ihm unterstellt wird, sondern schlicht die Wahrheit. Papst Franziskus ist als unermüdlicher Seelsorger ein Stachel im Fleisch geworden. Der 86-jährige Papst nimmt die Strapazen einer Reise an die Ränder der Erde auf sich. Markanter könnte der Kontrast zum Trägheitsprinzip und der Selbstgefälligkeit mancher Kirchenfunktionäre nicht sein. Wieviele Geistliche nehmen hierzulande vergleichbare Belastungen in Kauf, um ihre Schäflein zu besuchen?

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