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„Cenacolo war und ist eine wunderbare Geschichte!“

Die Gemeinschaft Cenacolo feierte ihr 25-jähriges Bestehen in Österreich. Der Bischof der Diözese Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics, zelebrierte die Fest- und Dankmesse.
Ägidius Zsifkovics
Foto: Matthias Chrobok | Der Bischof der Diözese Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics, zelebrierte die Fest- und Dankmesse am Sonntagmorgen. Er betonte die Wichtigkeit der Gemeinschaft für die Diözese und bedankte sich für deren Engagement, unter ...

Die Vorbereitungen liefen schon seit Längerem. Tänze, Gesänge, die Bühne, selbstgemachte Artikel und so viel mehr. Wofür? Für das 25-jährige Jubiläum der Gemeinschaft Cenacolo Anfang September in Österreich – genauer: in Kleinfrauenhaid im Burgenland. Ob Eltern, Freunde der Gemeinschaft oder Ehemalige: Aus Deutschland, Polen, Italien und der Slowakei kamen sie in das kleine Dorf nahe Eisenstadt gekommen, um dieses Fest miteinander zu feiern. Das Haus war voller Leben: Viele packten mit an, kümmern sich um das Essen und kleinere Arbeiten im Haus – die Gemeinschaft und Freude waren spürbar.

Das Fest begann am Samstag mit einer herzlichen Begrüßung von Georg Schwarz, dem Verantwortlichen des Hauses, und den ersten Tänzen, die in das Fest einstimmen. Nach dem gemeinsamen Rosenkranzgebet folgt eine kurze Katechese von Mutter Elvira, der Gründerin der Gemeinschaft Cenacolo, über die Bereitschaft zum Dienen, die das Herz verändere. Der erste Höhepunkt ist die Heilige Messe, die Ortspfarrer Harald Schremser feiert. „Wir erweisen dem Wort Gottes keinen guten Dienst, wenn wir uns über die radikale Botschaft Jesu hinwegducken“. Wir neigten dazu, die Botschaft Jesu an unsere Lebensverhältnisse anzupassen. Dabei verliere sie die Kraft, die uns zur Umkehr ruft. Der Maßstab Jesu falle uns schwer und wir flüchteten vor dem Kreuz. 

Alte Gewohnheiten hinter sich lassen

In Cenacolo wird versucht, das anders zu leben. Dieses andere Leben bedeutet, Masken abzulegen und alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Es bedeutet, durch die Begegnung mit Jesus die Wahrheit mit sich selbst und den anderen zu leben. Diese Freiheit brachten die Jungs am Samstagabend eindrucksvoll auf die Bühne, als sie die „Masken“ aufführen. Georg Schwarz betonte, dass dies kein Theaterstück sei, sondern das Leben der Jungs abbilde.

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Viele, die diese Erfahrung in der Gemeinschaft machen konnten, waren am Wochenende in Kleinfrauenhaid dabei und gaben Zeugnis über ihr verändertes Leben. Zwei davon sind Artur und Luciano. 1997 waren sie dabei, als die Gemeinschaft in Österreich Fuß gefasst hat. Luciano, der zuvor 20 Jahre in Deutschland gewohnt hatte, war damals drei Jahre in der Gemeinschaft, als ihn Mutter Elvira gefragt hat, ob er ein Haus in Österreich aufmachen wolle. Er ist mit fünf anderen Jungs in einem alten Wohnwagen nach Österreich gekommen. Was sahen sie in Kleinfrauenhaid? „Einen Haufen Bäume und einen Friedhof – wie sollen wir hier etwas aufbauen? Wohin schicken sie uns? Alles, was heute hier steht, war noch nicht da“, blickte er zurück. Nach und nach hätten die Jungs mit der Unterstützung der Nachbarn alles aufgebaut. Auch die Ängste vor diesen „ehemaligen Drogenabhängigen aus Italien“ seien verschwunden, als die Menschen sahen, dass die Jungs einen geregelten Tagesrhythmus hatten und fleißig gearbeitet haben.

Während Luciano über die Anfänge sprach, dankte Artur, der ebenfalls zu der Zeit in der Gemeinschaft war, der Vorsehung, der er bis heute begegne. Mit 19 Jahren eingetreten, ging es ihm in der Zeit in Österreich nicht gut – bis Mutter Elvira kam. „Ich habe mit ihr geredet und anstatt ihr von meinen Problemen zu erzählen, habe ich sie gefragt, wie ich im Gebet wachsen könne.“ „Knie dich aufrecht hin und du wirst merken, dass es dir guttut“, hat Elvira geantwortet. Heute sei er als fünffacher Vater dankbar für alle Momente, für alle Brüder, die „mir die Wahrheit gesagt haben, einem 19-Jährigen, der nicht mehr leben wollte und dessen Leben sich in sechs Jahren radikal geändert hat.“

Der gelebte Glaube ist nicht mehr wegzudenken

Der Bischof der Diözese Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics, zelebrierte die Fest- und Dankmesse am Sonntagmorgen. Er betonte die Wichtigkeit der Gemeinschaft für die Diözese und bedankte sich für deren Engagement, unter anderem in der Firmvorbereitung. Die Zeugnisse, der gelebte Glaube, seien gar nicht mehr wegzudenken. Feierlich überreichte er eine Kopie der Muttergottes aus Mariazell, dem bedeutendsten Wallfahrtsort Österreichs. Mit ihr in der Hand sagte er: „Diese Gnadenstatue kann heute wohl am besten, am kürzesten und am sichersten das Evangelium predigen – besser als der Bischof!“ Maria sei als Mutter des Cenacolo die erste und wichtigste Person für die Gemeinschaft. Maria habe ihr Leben von Gott durchkreuzen lassen und sie weise auf Jesus hin. „Wir alle müssen in die Schule Jesu gehen, ihm nachfolgen lernen.“ Doch worauf komme es an? „Das erste ist, dass wir uns auf Jesus und sein Wort einlassen. Damit wir ihm folgen können, braucht es das Gebet, die Stille, den Gottesdienst, die Feier der Sakramente – vor allem das Sakrament der Versöhnung.“

Das seien genau die Dinge, nach denen sich der Mensch in Zeiten der Pandemie, des Krieges und der Klimaveränderung sehne. Maria zeige es uns in ihrem Verhalten unter dem Kreuz, während die Apostel geflohen sind – „Maria bleibt standhaft.“ Gerade das sei heute besonders notwendig – darauf weise uns die Gemeinschaft Cenacolo hin. „Das Jubiläum zeigt uns, dass wir alle eingeladen sind, in die Schule Jesu zu gehen.“ Das geschehe hier in Kleinfrauenhaid schon seit 25 Jahren. „Hier sind junge Menschen, deren Leben aus verschiedenen Gründen durchkreuzt worden ist.“

Bischof Ägidius schloss mit den Worten, die über das Fest hinaus gelten: „Mein Wunsch für die Gemeinschaft ist, dass wir nicht nur ein Haus für Burschen, sondern auch für Mädchen in unserer Diözese haben. Ich bitte euch, dass ihr gemeinsam mit mir dafür betet, damit das schnell Wirklichkeit werden kann!“

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