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Brandmüller: Deutliche Kritik an Arbeitspapier zur Amazonassynode

Das Arbeitspapier zur Amazonassynode stelle einen kaum für möglich gehaltenen Angriff auf die Grundlagen des Glaubens dar. Daher müsse es mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden, so Kardinal Walter Brandmüller.
Brandmüller: Arbeitspapier zur Amazonas-Synode ist häretisch
Foto: KNA | Auf beiläufige Weise werde ein direkter Angriff auf die hierarchisch-sakramentale Verfasstheit der Kirche geführt, schreibt Kardinal Brandmüller.

Kardinal Walter Brandmüller hat das kürzlich veröffentlichte Arbeitsdokument zur Amazonas-Synode kritisiert. In einem Gastbeitrag, den Brandmüller für das österreichische Internetportal „kath.net“ sowie die amerikanische Nachrichtenseite „Lifesitenews“ verfasste, schreibt der Kardinal, das „Instrumentum laboris“ stelle einen bislang kaum für möglich gehaltenen Angriff auf die Grundlagen des Glaubens dar und müsse daher mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden.

Ziel der Synode: Zölibat abschaffen, Frauenpriestertum einführen

Mit der im Oktober stattfindenden Synode werde laut Kardinal Brandmüller das Ziel verfolgt, das Zölibat abzuschaffen und das Frauenpriestertum einzuführen, „zwei seit Jahrzehnten gehegte, bislang nie erfüllte ,Herzensanliegen'“. Dazu solle offensichtlich mit geweihten Diakoninnen begonnen werden. „Dabei wird verschwiegen, dass zuletzt auch Johannes Paul II. mit höchster lehramtlicher Autorität festgestellt hat, dass es nicht in der Macht der Kirche liegt, das Weihesakrament Frauen zu spenden.“ In 2000 Jahren habe die Kirche nie einer Frau das Sakrament der Weihe gespendet. „Die diesem Befund entgegen gesetzte Forderung lässt den rein soziologischen Begriff von ,Kirche' der Verfasser des „Instrumentum laboris“ erkennen, die den sakramental-hierarchischen Charakter solchermaßen implizit leugnen.“

Auf ähnliche, eher beiläufige Weise werde ein direkter Angriff auf die hierarchisch-sakramentale Verfasstheit der Kirche geführt, schreibt Brandmüller weiter. Denn in dem Arbeitspapier werde gefragt, ob es nicht angebracht sei, „neu darüber nachzudenken, ob die Ausübung von Jurisdiktion in allen Bereichen (Sakrament, Gerichtswesen, Verwaltung) bleibend an das Sakrament der Weihe gebunden sein müsse“. Aus einer solchen „falschen Sicht“, so Brandmüller, ergebe sich dann die Forderung, neue Ämter zu schaffen, die den Bedürfnissen der Amazonasvölker entsprechen.

„Offenbar geschieht hier seitens der
Bischofssynode eine übergriffige Einmischung
in rein weltliche Angelegenheiten von Staat
und Gesellschaft Brasiliens und der
anderen im Dokument erwähnten Staaten"
Kardinal Walter Brandmüller

Ganz grundsätzlich sei zu fragen, so der 90-Jährige Kardinal, warum eine Bischofssynode sich mit Themen befassen solle, die allenfalls am Rande mit dem Evangelium und der Kirche zu tun hätten. „Offenbar geschieht hier seitens der Bischofssynode eine übergriffige Einmischung in rein weltliche Angelegenheiten von Staat und Gesellschaft Brasiliens und der anderen im Dokument erwähnten Staaten.“ Brandmüller wirft die Frage auf, was Ökologie, Ökonomie und Politik mit dem Auftrag der Kirche zu tun hätten. „Und vor allem: Welche fachliche Kompetenz legitimiert eine kirchliche Bischofssynode, sich zu solchen Sachgebieten zu äußern?“

Grenzüberschreitung und klerikalistische Anmaßung

Sollte die Bischofssynode dies wirklich tun, läge für Brandmüller eine „Grenzüberschreitung und klerikalistische Anmaßung“ vor, die die staatliche Autorität entschieden zurückweisen müsste. Mit Nachdruck sei festzuhalten, dass das „Instrumentarium laboris“ der verbindlichen Lehre der Kirche in entscheidenden Punkten widerspreche, „und darum als häretisch zu qualifizieren ist. Sofern sogar die Tatsache der Göttlichen Offenbarung in Frage gestellt bzw. missverstanden wird, ist darüber hinaus von Apostasie zu sprechen“.

DT/mlu

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Maximilian Lutz Amazonas-Synode Johannes Paul II. Kardinäle Walter Brandmüller Weihesakrament Zölibat

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