Fast wirkt es, als habe sich der Vatikan auf Französisch bei dem Oberhirten des Bistums Fréjus-Toulon empfehlen wollen. Bischof Dominique Rey, dem seit November 2023 Bischof François Touvet als Koadjutor mit allen Vollmachten zur Seite gestellt war, hat seinen Rücktritt eingereicht, der umgehend angenommen wurde.
In einer Mitteilung vom 7. Januar teilte Bischof Rey mit, der Apostolische Nuntius in Frankreich habe ihn im November zum Rücktritt aufgefordert. Gründe wurde nicht mitgeteilt – außer jenen, die zuvor zur Ernennung des Koadjutors geführt hatten. „Angesichts des fehlenden Verständnisses, des Drucks und der Polemik, die der Einheit der Kirche schadeten, bleibt der Gehorsam gegenüber dem Nachfolger Petri für mich das letzte Unterscheidungskriterium“, so der offensichtlich frustrierte Bischof.
Sympathien der Mitbrüder hielten sich in Grenzen
Die Französische Bischofskonferenz reagierte kühl auf die Personalentscheidung: Man habe an diesem Dienstag erfahren, dass Bischof Dominique Rey dem Papst seinen Rücktritt angeboten und dieser ihn angenommen habe, heißt es in einer knappen Stellungnahme. Die Sympathien der Mitbrüder für Bischof Rey hielten sich seit einem öffentlichen Flirt mit der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National in Grenzen.
Der Fall Fréjus-Toulon gehört zu den ungewöhnlichsten Konflikten während des Pontifikats von Papst Franziskus, da im Zug einer Visitation Priesterweihen ausgesetzt wurden. Sexueller oder geistlicher Missbrauch wurden Bischof Rey nicht vorgeworfen, aber eine nonchalante Weihepraxis und ein allzu charismatischer Leitungsstil. Der 72-jährige Bischof, der seit 2000 das Bistum Fréjus-Toulon leitete, hatte in seiner Amtszeit mehr als 20 junge geistliche Gemeinschaften aufgenommen und beiden Formen des römischen Ritus in der Priesterausbildung Platz gegeben.
Das Bistum galt aufgrund des hohen Weihezahlen lange als Ausnahmeerscheinung unter den französischen Bistümern. Dann ließ Rom den für die Diözese Fréjus-Toulon zuständigen Metropoliten, Kardinal Jean-Marc Aveline von Marseille, nach dem Rechten sehen und zog die rote Karte: Im Juni 2022 forderte der Vatikan Bischof Rey auf, die Weihe von vier Priestern und sechs Diakonen auszusetzen. Den Kandidaten stand eine lange Wartezeit bevor, ehe die meisten 2024 geweiht wurden.
Medien berichteten von unerlaubten Diakonen- und Priesterweihen
Ein weiterer Paukenschlag folgte 2023 mit der Apostolischen Visitation des Erzbischofs von Dijon, Antoine Hérourd. Dass unter den geistlichen Gemeinschaften, die Bischof Rey in seinem Bistum angesiedelt hatte, nicht nur Selbstläufer waren, zeigte sich, als er einer traditionalistischen benediktinischen Gemeinschaft die kirchliche Anerkennung entziehen musste. Medienberichte von unerlaubten Diakonen- und Priesterweihen hatten zuvor für Unruhe gesorgt, zwei Mitglieder der Gemeinschaft wurde die Ausübung des priesterlichen Dienstes untersagt.
Die Betriebstemperatur im Bistum blieb indes hoch. Die Anhänger der Gemeinschaft der Missionare der Barmherzigkeit, einer altrituellen Priestergemeinschaft, die nicht den Ecclesia-Dei-Gemeinschaften angehört, sondern von Bischof Rey nach diözesanem Recht kanonisch errichtet worden war, witterten Verrat im Vatikan und befürchteten die Abwicklung des alten Ritus, ehe im Dezember sechs Diakone geweiht wurden.
Aus der Pressemitteilung vom 7. Januar ist zwischen den Zeilen herauszulesen, wie perplex Bischof Rey über das Vorgehen des Vatikans ist: Vor Weihnachten 2023 habe der Papst ihn im Rahmen einer Privataudienz persönlich ermutigt, mit dem Koadjutor brüderlich zusammenzuarbeiten und nicht zurückzutreten. Womit er in der Zwischenzeit den Unmut Roms auf sich gezogen hat, scheint ihm selbst nicht klar zu sein. So, wie er sich stets bemüht habe, der Aufforderung Johannes Pauls II. zur Evangelisierung nachzukommen und „von Benedikt XVI. ermutigt, Priesterberufungen anzunehmen und auszubilden“ und schließlich den Hinweisen von Papst Franziskus zu entsprechen, gebe er nun seine pastorale Aufgabe ab.
Am 1. Februar wird sich Dominique Rey von seinem Bistum mit einer Dankmesse verabschieden.