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Bamberg: Herwig Gössl wird neuer Erzbischof

Die Freisinger Bischofskonferenz erhält nach Bischof Bertram Meier wieder Verstärkung aus Bayern.
Weihbischof Herwig Gössl
Foto: Christian Binsch | Der bisherige Weihbischof und Diözesanadministrator Herwig Gössl wird neuer Bamberger Erzbischof.

Herwig Gössl wird neuer Bamberger Erzbischof: Mit dem gebürtigen Münchner erhält die Freisinger Bischofskonferenz nach gut einem Jahr Vakanz Verstärkung aus Bayern. Als Diözesanadministrator leitet der 1967 in München geborene Herwig Gössl, der in Nürnberg aufwuchs, seit dem Rücktritt des emeritierten Bamberger Oberhirten Erzbischofs Ludwig Schick das Erzbistum. 

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Der künftige Oberhirte bringt Erfahrung in der Priesterausbildung mit. Vor seiner Ernennung zum Weihbischof im Jahr 2014 war er stellvertretender Leiter des Priesterseminars in Würzburg. Der 1993 zum Priester geweihte Kirchenmann bezeichnete sich bei seinem Amtsantritt als Weihbischof als „bewusst konservativ“ und engagiert sich für die Neuevangelisierung. Die Organisatoren von „Nightfever“ haben in ihm seit Jahren einen zuverlässigen Unterstützer. 

Synodaler Weg: Gössl warnte mehrfach vor falschen Erwartungen

Im Hinblick auf den Synodalen Weg warnte der designierte Erzbischof mehrfach vor falschen Erwartungen. Er war Mitglied des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen“, das sich mit der katholischen Sexualmoral auseinandersetzte. Gemeinsam mit dem Passauer Bischof Stefan Oster SDB, der Moraltheologin Katharina Westerhorstmann und dem Moraltheologen Johannes Brantl unterzeichnete er den Beitrag „Der Mensch in seiner Liebesfähigkeit und der Glaube der Kirche“.

Gössl äußerte in diesem Zusammenhang im Bamberger Heinrichsblatt, er verstehe die kirchliche Sexualmoral als etwas Hilfreiches: Sie helfe den Menschen, die positive Lebens- und Schöpfungskraft, die ihnen gegeben ist, in guter Weise zu nutzen. Wörtlich erklärte er: „Wenn man davon aus-geht, dass die kirchliche Sexualmoral neu geschrieben werden muss auf der Grundlage dessen, was die Humanwissenschaften heute über Sexualität sagen, wird in meinen Augen eine ganz wichtige theologische Basis verlassen: der Blick auf Schrift und Tradition. Mir wäre daran gelegen, dass dieser Weg eingehalten, weitergedacht und weitergegangen wird. Die Frage muss sein: Was wollte die kirchliche Sexualmoral in der Vergangenheit schützen? Ich glaube, dass sie dabei manchmal überzogen hat und in gewisse Sackgassen geraten ist. Das muss man korrigieren, auch hinsichtlich der Missbrauchsproblematik. Aber grundsätzlich zu sagen, dass die Sexualmoral der Kirche für die Missbrauchsverbrechen verantwortlich sei, ist falsch.“

"Nein" zum Grundtext zur Sexualmoral

Bei der Abstimmung über den Grundtext zur Sexualmoral stimmte Gössl mit Nein und begründete diese Entscheidung gegenüber der Plattform „kath.ch“ damit, dass er sich treu geblieben sei. Es habe in dem Text Aussagen gegeben, die er nicht mittragen könne. Als Beispiel nannte er „die Tendenz die Bipolarität der Geschlechter aufzuheben. Der gesamte Duktus des Textes widerstrebt mir. Am Ende gibt es keine moralischen Regeln mehr, es läuft auf Beliebigkeit hinaus“. Er habe im Vorfeld der Texterarbeitung versucht, seine Sicht besser einzubringen. Das sei ihm nicht gelungen. Er erlebe bei den Versammlungen einen großen Druck, dass etwas passieren muss, damit die Kirche nicht untergehe. Das alles sei nicht vom guten Geist beseelt.“

Nach Abschluss der fünften Synodalversammlung im März diesen Jahres präzisierte der designierte Bamberger Erzbischof seine Haltung insofern, als er sich für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre zur Homosexualität aussprach. Er gehörte der Mehrheit der Synodalen an, die für eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität stimmte.

Zugleich befürwortete er stärkere Kontrollmechanismen in der Kirche, um Machtmissbrauch zu verhindern. Kirche sei keine Demokratie, aber auch keine Monarchie. Ämter von Priestern und Bischöfen dürften nicht dahingehend spiritualisiert werden, dass ihr Handeln aufgrund der Weihe nicht hinterfragt werden dürfe.  DT/reg

 

 

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