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Auferstehung: „Mit Not und Elend nicht abfinden“

Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) feiert Ostergottesdienste im Freiburger Münster.
Stephan Burger, Freiburger Erzbischof
Foto: Patrick Seeger (dpa) | Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Foto: Patrick Seeger/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Auferstehungshoffnung wird sichtbar in karitativer Hilfe. Das sagte Erzbischof Stephan Burger am Ostersonntag (1. April) im Freiburger Münster. Weiter erklärte er: „Dass Menschen dem Leben dienen wollen, zeigen Christen in Syrien, zeigen Muslime, zeigen all jene, die sich mit der Not und dem Elend nicht abfinden wollen.“
 
Der Erzbischof von Freiburg berichtete von einem Kreuzweg, den er vor wenigen Tagen während seiner Syrienreise entdeckt hatte: Ein Künstler hatte ihn in Homs vor einer Häuserruine an einen Zaun geheftet. „Bilder, die uns das Leiden Jesu vor Augen führen, und dabei auch ein Bild, das - ohne figürliche Darstellung - einfach einen Blick von der Dunkelheit ins Licht wagt und damit auf den Auferstehungsmorgen verweist. Im Hintergrund des Kreuzweges Blüten aus bunter Folie, an Sträuchern und Zweigen befestigt. So als ob auf dem Hintergrund des zerbombten Hauses, auf dem Hintergrund dieses Skeletts neues Leben erwachen und wachsen wollte.“ Dieses zerstörte Haus und die unzähligen Kriegsruinen ließen kaum erahnen, was Menschen in Aleppo, Homs und anderen syrischen Städten durchmachen. Stephan Burger sagte wörtlich: „Ich bewundere alle, die dort ausharren. Ich verstehe jene, die geflohen sind. Ich würde es für unvorstellbar, ja verantwortungslos halten, Menschen einfach dorthin zurückzuschicken und sie so ihrem Schicksal zu überlassen.“
 
Der Kreuzweg in Homs zeigt nach Erzbischof Burger, dass es trotz lebensfeindlicher Umstände immer noch die Hoffnung auf ein Leben gebe. „Die Zerstörung in den syrischen Städten, die mittlerweile halbe Million Menschenleben, die der Krieg in diesem Land seit sieben Jahren gekostet hat, zeigt uns aufs Neue, zu was der Mensch im Abgrund seiner Seele fähig ist, fähig zum Mitarbeiter des Todes zu werden.“ Doch die bunten Blumen aus Folie vor dem Hintergrund des Grauens zeigten auch, zu was der Mensch ebenfalls in der Lage sei - „dem Leben zu dienen, so wie es Christus getan hat“. So wolle sich die Auferstehung auch in Homs, Aleppo, Afrin, Ost-Ghuta, Damaskus und all den anderen Städten Bahn brechen, „und das nicht nur in Blumen und Bildern“. Wer in inniger Verbindung zu Christus stehe, könne sich mit dem Leid und der Not anderer Menschen nicht abfinden und könne den Menschen in Krisenregionen und Kriegsgebieten Hoffnung zu teil werden lassen: „Hoffnung durch Gebet, durch materielle Hilfe, durch Solidarität.“

Osternacht: Auferstehungshoffnung und Erwachsenentaufe

Bereits in der Osternacht am Samstag (31. März) sagte Erzbischof Stephan Burger, die Osternacht sporne dazu an, sich mit einem Grundvertrauen in Jesus Christus auf den eigenen Weg zu machen. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu schenke innere Freude, „ein Mehr an Gelassenheit, weil es eben nicht mehr allein auf mein Tun oder Lassen ankommt, sondern auf den, der allein der Maßstab alles Lebens und aller Liebe ist“.   
 
In der Osternacht feiern die Christen mit der Auferstehung Jesu Christi den Sieg des Lebens über den Tod. Der feierliche Gottesdienst beginnt am Osterfeuer vor dem Haupteingang des Münsters. Das Feuer wird gesegnet und daran die Osterkerze entzündet. Die Flamme wird in der Kirche weitergereicht, bis alle Mitfeiernden eine brennende Kerze vor sich haben. In vielen Gemeinden des Erzbistums werden in der Osternacht Kinder oder Erwachsene getauft.
 
Einer von ihnen ist Faruk Alexander Sellami: Der 33-jährige wird während der Osternacht in der Dreifaltigkeitskirche in Wiesloch getauft. Der in Heidelberg geborene Sellami, der in Wiesloch aufgewachsen ist, wurde christlich erzogen. Seine Eltern (Vater Muslim, Mutter Katholikin) überließen es ihm, sich mit 18 Jahren frei für eine Religionszugehörigkeit zu entscheiden. Sellami ist sich sicher: „Durch die Prägung, den Reifeprozess, den Gang in die Kirche, war mir in irgendeiner Weise klar, dass ich diesen Weg gehen will.“ Der Heimatpfarrer habe ihn für den Glaubenskurs in Walldorf angemeldet. Seitdem, so Faruk Alexander Sellami, sei er Teil einer Gemeinschaft, die ihm Halt gibt, ihn bestärkt und in der er Rückhalt erhält. In der Osternacht getauft zu werden sei ihm daher eine „besondere Ehre“.
 
pef / DT (jbj)

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