Wer schon mal in Würzburg auf der alten Mainbrücke gestanden hat, wird es kaum übersehen haben: Das „Käppele“, wie man es liebevoll taufte – oder offiziell die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung. Ab 1748 wurde sie unter der Regie Balthasar Neumanns erbaut, zeitgemäß im barocken Stil. Seither thront sie dort auf dem Nikolausberg, der sich majestätisch am Ufer des Mains erhebt. Bereits zum Ende des 17. Jahrhunderts hatten Gläubige der Umgebung an ihrer Stelle eine kleine Wallfahrtskapelle errichtet, die aufgrund hohen Andrangs erweitert werden musste. „Das Käppele besteht darum aus zwei Kirchen: Der Gnadenkapelle und dem Neubau Neumanns. Den hat man unter anderem in dieser Weise errichtet, um die Wallfahrtskirche mehr zur Stadt hin auszurichten“, erklärt Jürgen Plötz. Er ist der Kirchenpfleger des Käppeles, zu welchem bis 2013 noch ein Kapuzinerkloster gehörte. Heute wird die Wallfahrtskirche von zwei Franziskanern aus der Würzburger Innenstadt betreut.
Den Krieg fast unbeschadet überstanden
Im September ist es 200 Jahre her, dass Bischof Adam Friedrich Groß zu Trockau die Kirche 1824 weihte. „Es war damals eine Zeit großen Umbruchs“, erklärt Plötz. Erst die Französische Revolution, dann die Säkularisation im Jahre 1803 mit der Auflösung der geistlichen Staaten und schließlich die territoriale Neuordnung – Grund dafür, dass zwischen Erbauung und Weihe fast 75 Jahre verstrichen.
Von den schweren Bombenangriffen zum Ende des Zweiten Weltkriegs, die die Würzburger Altstadt fast gänzlich vernichteten, kam das Käppele mit einem Loch im Kirchendach davon. Einige Wochen später plante die SS, es vorsorglich zu zerstören. Der beauftragte Gefreite widersetzte sich jedoch hartnäckig diesem Befehl und täuschte einen Munitionsmangel vor. Vielleicht ist es ihm zu verdanken, dass am kommenden Sonntag, den 15. September, Jubiläum gefeiert werden kann. Geplant sind eine Prozession von der nahegelegenen Kirche Sankt Burkard zum Käppele und ein Pontifikalamt mit dem Würzburger Bischof Franz Jung. Erwartet werden um die 200 Gläubige.
Sanierung für fast sechs Millionen Euro
Vorerst ist es einer der letzten großen Gottesdienste in der barocken Kirche: Denn ab dem nächsten Jahr wird sie renoviert – voraussichtlich vier Jahre lang. „Exakt 50 Jahre liegt die letzte Sanierung zurück. Damals hat man einen Schutzfilm auf die Deckenfresken gelegt. Dieser bindet nur leider den Ruß – darum ist die ganze Kirche sehr nachgedunkelt“, erklärt Kirchenpfleger Plötz. In filigraner Feinarbeit muss dieser nun mit einer speziellen Lösung von den Oberflächen abgetragen werden – Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. „Den Architekten und Bauleiter mussten wir europaweit ausschreiben“, sagt Jürgen Plötz. Er werde nun mit Hilfe einer Jury ausgewählt.
5,7 Millionen Euro sind vorerst für die Instandsetzung einkalkuliert. Die finanziellen Mittel fließen aus unterschiedlichen Quellen zusammen: Einen wichtigen Teil tragen öffentliche Fördergelder, den größten Teil die Kirchenstiftung und die Diözese. „Die Kirchenstiftung mit ihrem Förderkreis muss weit über eine Millionen Euro aufbringen. Drei- bis Vierhunderttausend brauchen wir auf jeden Falls noch“, so Plötz, der ehrenamtlich für das Käppele tätig ist. „Wir setzen auch auf die Bevölkerung. Es gibt hier viele Menschen mit sehr persönlichem Bezug zu der Kirche. Zum Beispiel weil sie oder ihre Eltern dort geheiratet haben.“
Die Wallfahrtskapelle ist ein wichtiger Ort des Gebets, wo Menschen ihre Sorgen und Anliegen vor Gott bringen. Gebetserhörungen gibt es dort viele. Die gute Nachricht ist daher: „Das Käppele bleibt während der Sanierungsarbeiten geöffnet. Wir werden so vorgehen, dass immer eine der beiden Kirchen begehbar ist.“
Falls Sie sich mit einer finanziellen Unterstützung an der Sanierung des Würzburger Käppeles beteiligen wollen, finden Sie hier den entsprechenden Link.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.