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Mission und Magnificat gehören in der Legion Mariens zusammen

Bei den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Legion Mariens wird die Sendung Mariens, Menschen zu Christus zu führen, deutlich.
Legio Mariens
Foto: Legio Mariens | An der Hand Mariens zu Christus finden: Die Erfahrungen der Legio Mariens machen jungen Christen Mut zur Marienverehrung.

Die Gebetsprozession vom Heldenplatz zum Stephansdom ist lang, denn viele hunderte Legionäre sind angereist, um am ersten Septemberwochenende in Wien das 100-jährige Bestehen der Legion Mariens zu feiern. Mit einem abwechslungsreichen Programm wird des ersten Gebetstreffens am 7. September 1921 in Dublin gedacht, das als Geburtsstunde der marianisch-missionarischen Bewegung gilt. Elisabeth Ruepp, Präsidentin des österreichischen Senatus, erzählt, dass der Ablauf eines „Präsidiums“ – so heißt der wöchentliche Gebetskreis – seit damals gleich geblieben sei: Die Anrufung des Heiligen Geistes, der Rosenkranz, das Magnificat… Auch die praktische Dimension der „Legio Mariae“, die bis 1925 zunächst den Namen „Gemeinschaft unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit“ trug, gab es von Anfang an, so wurden Protokolle geführt und missionarische Arbeiten verteilt.

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Charisma der Legion

Der irische Laie Frank Duff (1889-1917), der Gründer der „Legion“, sei aus dem „Vinzenzverein“ gekommen, so Elisabeth Ruepp, und habe von dort bereits eine bestimmte Struktur und das missionarische Engagement für die Armen mitgebracht; neu und spezifisch aber sei der große marianische Schwerpunkt gewesen: nämlich, dass die Legionäre „an der Hand der Gottesmutter“ die Menschen zu Jesus führen möchten. In der Aula der Akademie der Wissenschaften führen Junglegionäre unter der Leitung des Salzburger Priesters Rupert Sandner das Musical „Every Soul“ auf, das Andreas Schätzle (Radio Maria Österreich/England) komponiert hat. Die CD „On Holy Mission“ von Michaela Speringer und Bernd Hatter vermittelt ebenso beeindruckend das Charisma der Legion, wie die künftige Wanderausstellung, die aus Anlass des Jubiläums entwickelt worden ist. Neben den Festgottesdiensten im Stephansdom, denen Bischof Klaus Küng und Pater Florian Calice CO, der geistliche Leiter der Legion in Österreich, vorstehen, ist der „Mariologische Kongress“ ein Höhepunkt des Programms.

Ein Heer der Gottesmutter

Der Dogmatiker Manfred Hauke (Lugano) erschließt den kirchenhistorisch-theologischen Hintergrund der „Catena Legionis“, jener „Kette von Gebeten“, die im Zentrum der wöchentlichen Gebetstreffen und der Gebete des einzelnen Legionärs steht: Das Magnificat, als Ausdruck der Gnadenmittlerschaft Mariens wird umrahmt von einer Antiphon aus dem Hohelied: „Wer ist es, die da aufsteigt wie die Morgenröte, schön wie der Mond, leuchtend wie die Sonne, furchtbar wie ein Heer in Schlachtbereitschaft.“ Den Vergleich Mariens mit einem „Heer in Schlachtbereitschaft“ habe es bereits im Mittelalter gegeben, so Hauke; Frank Duff habe das Bild nicht nur aus der Liturgie, sondern wohl auch aus der „Abhandlung über Maria“ des heiligen Ludwig Maria Grignion de Montfort entnommen, wo es heißt: „Maria wird für den Teufel und für die bösen Geister schrecklich sein wie ein geordnetes Schlachtheer, namentlich in der Endzeit, […]“.

Mittlerin aller Gnaden

Die Oration am Ende der „Catena Legionis“, die Maria als „Mittlerin aller Gnaden“ anruft, legt Hauke im Rückgriff auf Bernhard von Clairvaux aus, der in seiner berühmten Aquädukt-Predigt Maria als „Wasserleitung“ aller Gnaden bezeichnete. Der belgische Primas Kardinal Mercier (1851–1926), dessen Verdienst die Verankerung der Gnadenmittlerschaft Mariens in der Liturgie sei, habe sich auch um eine entsprechende dogmatische Proklamation bemüht, die aber aus ökumenischen Gründen nicht erfolgt sei. Wie Hauke ausführt, spielte die Mariologie des heiligen Ludwig Maria von Montfort für Frank Duff eine entscheidende Rolle; durch das marianische Pontifikat des heiligen Johannes Paul II., der sich ebenfalls auf die Marienverehrung des heiligen Grignion de Montfort bezog, habe die Legion eine starke Bestätigung erfahren.

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Magnificat anima mea

„Zuruf der Freude“ lautet der helle Titel der Auslegung des „Magnificats“ durch die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Die Begegnung Marias mit Elisabeth habe den Charakter einer „zweiten Verkündigung“ gehabt, bezeichnete Elisabeth das Kind Mariens doch als „Kyrios“, was nichts anderes bedeute als die griechische Übersetzung des jüdischen Gottesnamen Adonai. – Marias Antwort sei Jubel, überwältigende Freude gewesen: „Marias Gesang ist Theologie, Erbe jüdischer Frömmigkeit, Erbe erleuchteter Klarheit, eine „nüchterne Trunkenheit“, wie Ambrosius später sagt.“

Das Magnificat Vers für Vers durchgehend, legt die Philosophin aus, dass die göttliche Größe bedeute, den Einzelnen in ein Gesamtwerk einzubinden; allerdings erschließe sich Größe angesichts eines fast absoluten Individualismus heute nur schwer: losgelöst von Herkunft und losgelöst von einer Zukunft, die vor allem als Katastrophe erwartet werde: „Was ist schon Zukunft, wenn unterschwellig im Alter die autonome Selbsttötung erwartet wird, wenn Kinder als Gefahr für das Klima gelten und Frauen deswegen den Uterus herausoperieren lassen?“

Rettende Größe Gottes

Göttliche Größe aber bedeute Zusammenhang, Sinn, Gehaltensein: „Er wird uns einmal das „von fernher Gedachte“ unseres Daseins, das oft so einsam erscheint, und die weithin fruchtende Wirkung unseres Tuns zeigen, bis in fernste Geschlechter, und wir werden uns wohl auch gegenseitig loben, staunen, die ungeahnte Frucht unseres Daseins erkennen – gelöst aus der scheinbaren Vergeblichkeit des Tuns.“ Marias Jubel als Erkennen der rettenden und heilenden Größe Gottes. Unter strahlend blauem Septemberhimmel wurde das Fest der Legion Mariens zur Einladung, in das „Magnificat“ Mariens einzustimmen.

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