Der katholische Publizist Bernhard Meuser macht sich im Feuilleton der „Tagespost“ Gedanken über die unterschiedlichen Raumkonzepte in den verschiedenen Konfessionen. „In der Reformation verlor sich die spezifisch sakrale Aura. Aus Sakralräumen wurden Lehrräume. So etwas wie das Allerheiligste gibt es nicht mehr, - es sei denn das Buch der Bücher, aufgeschlagen auf dem Altartisch, markiert das Heilige. Zentrale Bedeutung nimmt überall die Kanzel ein. Man geht in das Gotteshaus wie in ein Auditorium, eine Art Bibelakademie für alle, um zu hören, belehrt zu werden, zu verstehen. Auch wenn sich diesbezüglich nichts ereignet, weil gerade nicht gepredigt wird, „belehrt“ der Raum in Bilderzyklen und anderen Visulisierungen biblischer Ereignisse.“
Verstummen vor dem Heiligen
Völlig anders ist laut Meuser das Raumkonzept in der katholischen Kirche: „Katholische Hermeneutik war immer geprägt vom Geheimnis der Inkarnation und vom Mysterium realer Gegenwart des Göttlichen im Inadäquaten... eines Mutterleibs. Noch radikaler: Eines Tabernakels. Beides liegt auf einer Ebene. Hier wie dort geht es um das Mysterium eines bewohnten Raumes. Man betritt eine Kirche und macht eine Kniebeuge. Das flackernde Licht einer Kerze lässt verstummen vor dem Heiligen. Die Horizonte sind bereits verschmolzen. Gott ist schon geerdet und tröstet, bevor er sich neu ereignet in der Begegnung mit dem Wort, das mich meint.“ DT/mee
Bernhard Meuser über die unterschiedlichen Raumkonzepte der Konfessionen. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.