Die Forschungen der letzten Jahrzehnte zu den Anfängen des Zölibats haben ein überraschendes Ergebnis zutage gebracht. Viel spricht dafür, dass schon in neutestamentlicher Zeit vom Amtsträger sexuelle Enthaltsamkeit verlangt wurde. Das galt dann auch für verheiratete Priester. Zugleich war man von Anfang an der Überzeugung, darin einer apostolischen Anordnung gehorsam zu sein. Keine Spur dagegen von bloßer Freiwilligkeit oder einem Diktat der Päpste, dem man sich umso besser entzog, je weiter weg vom Nachfolger Petri man lebte.
Enthaltsamkeit der Priester ist apostolischen Ursprungs
Summa summarum: Die Enthaltsamkeit der Priester ist apostolischen Ursprungs, sie ist nicht einfach in die freie Verfügung von Papst und Bischöfen gegeben, sie ist bleibender Auftrag zur Verwirklichung und nicht zur Abwicklung. Natürlich setzt der Zölibat die Schwelle hoch. Gott sei dank tut er das, denn ein so wichtiges Amt braucht eine rigorose Auswahl. Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist dabei beileibe nicht das einzige Kriterium, aber es ist ein sehr wirksamer Test, ob sich jemand wirklich „um die Sache des Herrn sorgen“ wird (1 Kor 7,32).
Die Anforderungen an einen zölibatär Lebenden
Was sollte einen Mann auszeichnen, der sich für die zölibatäre Lebensweise entscheidet? Er sollte erfahren im Fasten sein, gesundheitsbewusst, sportlich (gerne auch mit Kampfsport), mit einer vom Geist erfüllten Körperhaltung, wie sie nirgendwo besser gelernt werden kann als am Altar, unzimperlich bei Anstrengung und Schmerz, sexuell beruhigt und verhaltenssicher, liebenswürdig zu Frauen und ohne die Muskeln spielen zu lassen gegenüber Männern, anspruchslos bei den äußeren Dingen, nie betrunken (und eigentlich auch nicht einmal angetrunken), warmherzig, aber nicht mit Gefühlen manipulierbar, geistig wach und unbestechlich (vor allem nicht mit der eigenen Bequemlichkeit), kunstsinnig ohne Dünkel, Kenner im Genuss der einfachen Freuden.
DT
Warum Andreas Wollbold bei „viri probati“ skeptisch ist, lesen Sie in der aktuellen Zölibatsbeilage der „Tagespost“ vom 18. April 2019.