Enttäuscht von Papst Franziskus äußert sich der aus Vorarlberg stammende sogenannte „Amazonas-Bischof“ Erwin Kräutler. Im Interview mit dem kirchlichen Schweizer Portal „kath.ch“ sagte der 84-jährige Kräutler, er sei nach der Amazonas-Synode „frustriert und enttäuscht“ gewesen: „Bei der Amazonassynode haben 80 Prozent der Bischöfe für viri probati und das Frauendiakonat gestimmt.
Unvorstellbar, dass Papst Franziskus das in seinem Apostolischen Schreiben mit keinem Wort erwähnt hat.“ Er verstehe nicht, „warum nichts von unseren Forderungen umgesetzt wurde“.
Kein Reformer
Auf die Frage, ob der Ruf von Franziskus, „ein Reformpapst zu sein“, dadurch bröckelt, sagte Kräutler: „Ja. Er provoziert eine wahnsinnige Hoffnung.“ Er selbst glaube nun, dass beim weltkirchlichen synodalen Prozess „nicht viel rauskommen“ werde. „Das Problem ist ja, dass die ganzen Reformthemen nicht besprochen werden“, so der Bischof gegenüber „kath.ch“. Kräutler selbst ist, wie er hier neuerlich bestätigt, auch dafür, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. „Der nächste Papst kann es vielleicht schaffen“, meint Kräutler auf die Frage, wie Veränderung in der Kirche stattfinden könne.
Zölibat nicht vermittelbar
Neuerlich bekräftigte der emeritierte Bischof von Xingu, dass nach seiner Auffassung der Zölibat im Amazonasgebiet nicht vermittelbar sei: „Das Konzept Zölibat passt nicht in ihre Lebensrealität.“ Er selbst habe nach einigen Erfahrungen zu einer „Notlüge“ gegriffen und den Menschen gesagt, „dass meine Frau weit, weit weg ist“. Seine Erfahrung mit dieser „Notlüge“: „Die Dorfbewohner fanden es schade. Aber immerhin gab es keine komischen Reaktionen mehr.“ DT/sba
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