Der Schriftsteller Ernst Jünger ist in Leben und Werk zu verschiedenen Problemen auf Distanz gegangen: gegen die Massengesellschaft, gegen den Nationalsozialismus, gegen den Maschinenfuror. Er erfand den Waldgang, ganz ohne Corona-Krise. Die zweite Hälfte seines langen Lebens verbrachte der Schriftsteller Ernst Jünger im oberschwäbischen Wilflingen und in den umgebenden Wäldern. Die Einsamkeit war ihm die Bedingung zur Verwirklichung der Freiheit. Immer wieder findet man in seinen Aufzeichnungen Bemerkungen zu Migräne, Grippe, Depression. Wie ging er damit um? Er arbeitete streng und diszipliniert. „Arbeiten und nicht verzweifeln“, nach dem Motto von Thomas Carlyle.
Kurz vor seinem Tod konvertierte er zum Katholizismus
Entscheidend für seine Autorschaft war seine Désinvolture, die Gelassenheit. Der kurz vor seinem Tod zum Katholizismus konvertierte Jünger schrieb sein Werk aus der Haltung der Bescheidenheit heraus, der Zurücknahme der eigenen Person, des Innehaltens des Willens.
In seinem Alterstagebuch „Siebzig verweht“ zeigt Jünger, wie scheinbare Kleinigkeiten wie Pflanzen am Wegesrand, Lichtreflexe im Geäst und ein winziger Käfer Bedeutung bekommen und dann zu Ereignissen von universeller Bedeutung werden. Voraussetzung ist allerdings, dass der Beobachter sich auf den Rhythmus der Schöpfung einlässt und ihm nicht zu entkommen sucht. Unsere digitale Welt hätte er als ein Vorzeichen des Untergangs der Zivilisation gesehen, weil sie uns das Sehen austreibt.
DT/ari
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