Die japanische Regierung hat Experimente erlaubt, die darauf hinauslaufen könnten, menschliche Organe in Tieren zu züchten. Ziel sei es, diese Organe in den Tieren wachsen zu lassen, um sie später zu transplantieren. In Deutschland stößt die potenzielle Züchtung solcher „Mischwesen“ aus Mensch und Tier auf deutliche Kritik. So erklärt etwa der Berliner Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl gegenüber der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA), dass unbedingt ausgeschlossen werden müsse, dass sich im Mutterleib des Wirtstieres ein echtes Mensch-Tier-Mischwesen entwickle.
Grenze zwischen Mensch und Tier wird porös
Die fundamentale Grenze zwischen Mensch und Tier, auf der nicht nur unsere Rechtsordnung, sondern auch unser gattungsethisches Selbstverständnis als Menschen beruht, würde in unzulässiger Weise porös“, so Lob-Hüdepohl, der auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Kritiker bezweifelten jedoch, das sich die Veränderungen des tierischen Embryos durch menschliche Stammzellen so einschränken lasse.
Zudem stelle sich die „ethisch keinesfalls triviale Frage, ob wir unbesehen Tiere als Ersatzteillager herstellen und hernach wieder töten dürfen“, meint Lob-Hüdepohl weiter. Daher müsse umfassend über derartige Experimente diskutiert werden, auch wenn man viele ethische Vorbehalte ausschließen könne.
Lauterbach: Mensch will sich selbst zu Göttern machen
Ähnlich äußerte sich der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gegenüber dem „Spiegel“. Mit der Züchtung von Mensch-Tier-Wesen werde eine Grenze überschritten, „die wir als Menschen nicht überschreiten dürfen. Das ist ein klarer ethischer Megaverstoß“. Der Mensch wolle sich so selbst zu Göttern machen.
Zudem gab Lauterbach zu bedenken, dass es wohl nicht lange dauern würde, bis mit Experimenten genau das Gegenteil erreicht werden solle: Menschen mit tierischen Eigenschaften auszustatten. „Mischwesen“ aus Mensch und Tier bezeichnete Lauterbach grundsätzlich als „Schritt über den Rubikon“.
Verfahren könnte an Schweinen durchgeführt werden
Die japanische Forschergruppe um den Wissenschaftler Hiromitsu Nakauchi will nun zunächst das Verfahren zur Implantation menschlicher Stammzellen in Tierembryonen stufenweise weiter an Mäusen und Ratten testen. Bereits im vergangenen Jahr soll Nakauchi eine spezielle Art menschlicher Stammzellen in die Embryonen von Schafen verpflanzt haben. Da dies nicht funktionierte, will er nun andere Arten von Stammzellen verwenden. In einem nächsten Schritt könnten die Versuche dann an Schweinen durchgeführt werden, da sie dem Menschen genetisch ähneln und ähnlich große Organe bilden.
DT/mlu
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