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Frauenweihe: Ein Streit ohne Ende

Wo die Zulassung von Frauen zum dreigliedrigen Weiheamt bejahend diskutiert wird, spielt immer auch eine defizitäre Ekklesiologie eine Rolle.
Der altkatholische Bischof Matthias Ring weiht drei Frauen zu Diakoninnen
Foto: Cornelis Gollhardt (KNA) | In der Alt-Katholischen Kirche werden seit Anfang der 1980er Jahre Frauen zu Diakoninnen gewiht. Im Jahr 1996 empfingen die ersten Frauen die Weihe für das Priesteramt.

Der Streit um die Frauenweihe tobt – und kein Ende ist in Sicht. Auch 25 Jahre nach der Feststellung des heiligen Johannes Pauls II., dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, geht die Debatte in Deutschland munter weiter. Mit dem „Synodalen Weg“ ist auch bischöflicherseits ein Forum geschaffen, wo hohe Erwartungen reformerischer Frauen und gleichgesinnter Männer auf verständnisvolle oder wenigstens verunsicherte Bischöfe treffen – keine guten Aussichten für die Befriedung der Kirche in Deutschland in der überlieferten Wahrheit.

Es braucht Antworten auf hohem Niveau

Natürlich müssen von Befürwortern der Frauenweihe gestellte Fragen sachgemäß und auf hohem theologischen Niveau beantwortet werden. Es wäre seitens der Verteidiger der überlieferten Praxis zu wenig, schulterzuckend auf den Buchstaben des geltenden Kirchenrechts zu verweisen – sollte das kodifizierte Recht in der Kirche auch stets eine hohe Achtung und Beachtung finden. Dem positiven Recht liegen indes theologische und dogmatische Annahmen zugrunde. Auf dieser Ebene muss sich die Diskussion letztlich bewegen. Dazu wollen die folgenden Seiten einen Beitrag leisten.

Natürlich, wer die Kirche für eine soziologisch erschöpfend zu beschreibende Größe hält und nichts übernatürliches und überzeitliches an ihr findet, der kann nicht anders, als die Frauenweihe zu fordern. Angesichts der – natürlich begrüßenswerten – Gleichberechtigung der Frau in den demokratischen Gesellschaften und Rechtsordnungen des Westens ist eine Nichtzulassung zum Weihesakrament dann nicht schlüssig zu begründen sondern immer ein Skandal. Alle Argumente wie das von der Sakramentalität der Kirche und des Ordo, die notwendig eine männliche Repräsentation Christi bedingen, laufen dann ins Leere.

"Wer die Kirche für eine soziologisch erschöpfend
zu beschreibende Größe hält, der kann nicht anders,
als die Frauenweihe zu fordern."
Oliver Maksan

Allenfalls taktische Fragen wie die Auswirkung der Frauenweihe auf die ökumenischen Beziehungen etwa zur Orthodoxie wären da noch diskutabel. Ein substantieller Einwand wäre dies allerdings nicht. Zurecht. Denn wenn es keinen Herrenwillen gibt, der die Zeiten überdauert, dann kann Ökumene gar nicht in der Wahrheit gründen, sondern allenfalls im Konsens der Heutigen. Alles wird dann zur Verhandlungsmasse. Auch die Sprengkraft, die die Frauenweihe für den Zusammenhalt der Weltkirche bedeutete, ist nur ein sekundäres Argument. Denn wenn es keine genuin theologischen Einwände gibt, dann greifen soziologische Gründe. Und da haben die Befürworter der Frauenweihe – Stichwort Geschlechtergerechtigkeit – die besseren Argumente an der Hand. Legitim wäre es dann, in der Weltkirche mit zwei Geschwindigkeiten zu fahren: die „zurückgebliebenen“ Teilkirchen bleiben bei einer letztlich nur kulturell bedingten Ablehnung der Frauenweihe. Die fortschrittlicheren Teilkirchen weihen guten Gewissens Frauen – wissend, dass sie damit auf viel Akzeptanz in ihren für Gerechtigkeitsfragen sensiblen Gesellschaft stießen. Eine Anglikanisierung der Weltkirche wäre die Folge. Die Einheit in Lehre und Praxis würde sich Schritt für Schritt auflösen.

Die Wurzeln der Kirche reichen zum Willen des Herrn

Die katholische Kirche ist allerdings mehr als das, was sich heute in Zeit und Geschichte zeigt. Ihre Wurzeln reichen bis zum Willen des Herrn. Seine Lehre und Praxis, etwa zwölf Männer zum Fundament der Kirche zu berufen, binden sie. Man kann also nicht über die Frauenweihe sprechen, ohne von der Kirche und ihrem Wesen zu reden. Wo die Zulassung von Frauen zum dreigliedrigen Weiheamt bejahend diskutiert wird, spielt deshalb immer auch eine defizitäre Ekklesiologie eine Rolle.

Sie gilt es folglich zu überwinden. Dazu liegt mit der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ des letzten Konzils ausgezeichnetes Werkzeug bereit. Ja, über die Sendung der Kirche in der Zeit muss und darf gestritten werden. Neu erfunden werden muss die Kirche aber nicht. Der Wille ihres Gründers ist erkennbar und auffindbar. Die Ausrichtung daran ist der sichere Kompass der Kirche durch alle Zeiten.

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