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Weltverfolgungsindex 2020: Gewalt gegen Christen und ihre Kirchen nimmt dramatisch zu

Open Doors veröffentlicht Rangliste der Länder mit der stärksten Christenverfolgung.
Gewalt gegen Christen nimmt weltweit zu
Foto: Open Doors (Open Doors Deutschland e.V.) | Das christliche Hilfswerk Open Doors hat seinen Weltverfolgungsindex 2020 veröffentlicht. Dennach nimmt die Gewalt gegen Christen international dramatisch zu.

Die Gewalt gegen Christen und ihre Kirchen nimmt weltweit dramatisch zu. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2020 des christlichen Hilfswerkes Open Doors hervor, der am Mittwoch in Kelkheim veröffentlicht wurde. Der von Open Doors jährlich ermittelte Weltverfolgungsindex ist die Rangliste der 50 Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. 

Laut Open Doors sind Christen neben den 50 aufgeführten Ländern in 23 weiteren Staaten mit einem hohen Maß von Verfolgung konfrontiert. Auffällig sei die weltweit zunehmende Kontrolle und Unterdrückung kirchlichen Lebens sowie die Zerstörung und Schließung von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen, am stärksten in China, heißt es in einer Pressemitteilung des Hilfswerkes.  

Verfolgung und Schikanen nehmen zu 

In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex leben rund fünf Milliarden Menschen. Nach Angaben der World Christian Database und Schätzungen von Open Doors sind davon etwa 640 Millionen Christen. Laut Open Doors sind etwa 260 Millionen von ihnen starker bis extremer Verfolgung ausgesetzt. 

„Kirchliches Leben ist dort, wenn überhaupt, nur mit erheblichen Einschränkungen möglich. Besonders christliche Leiter werden ins Visier genommen und bedroht, verhaftet oder ermordet“, so Open Doors. Weite Teile der Bevölkerung würden Christen mit wachsender Feindseligkeit begegnen. In Bildungsbereich und Arbeitswelt wie im Umgang mit Behörden würden Christen „massive Schikanen“ erleben. Im Berichtszeitraum vom 1. November 2018 bis 31. Oktober 2019 seien fast 9.500 Kirchen und kirchliche Einrichtungen attackiert, zerstört oder geschlossen worden; im Vorjahr seien es 1.850 gewesen.

Nordkorea führt die Liste des Grauens an

Die von Open Doors veröffentlichte Rangliste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, wird von Nordkorea angeführt, gefolgt von Afghanistan, Solmalia, Libyen, Pakistan, Eritrea, Sudan, Jemen, Iran und Indien. 

Dem Regime in Nordkorea sei alles Christliche verhasst, betont Open Doors aus Anlass der Vorstellung des Weltverfolgungsindex 2020. „Unter dem heutigen Machthaber Kim Jong Un müssen zehntausende Christen in Straflagern schwerste Zwangsarbeit leisten sowie Folter erleiden.“ In Afghanistan seien alle einheimischen Christen muslimischer Herkunft. Es gebe keine Kirchen im Land. „Weil der Abfall vom Islam als todeswürdiges Vergehen gilt, müssen sie äußerst vorsichtig sein, um nicht entdeckt und ermordet zu werden“, heißt es weiter. 

Christliche Flüchtlinge werden „schikaniert, gefoltert, ermordet“

„Auch in Somalia können Christen ihren Glauben nur heimlich leben. Al-Shabaab-Anführer sowie Imame erklären öffentlich, dass es in Somalia keinen Platz für Christen und Kirchen gibt.“ Die Konflikte in Libyen würden das Leben der wenigen Christen zusätzlich erschweren, beklagt das Hilfswerk. Christliche Flüchtlinge, die über Libyen nach Europa fliehen wollen, würden „schikaniert, gefoltert und auch ermordet.“ 

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Das Ausmaß der Gewalt gegen Christen in Pakistan bezeichnet Open Doors als „extrem hoch“. Übergriffe gegen christliche Mädchen und Frauen seien an der Tagesordnung. Die geltenden Blasphemiegesetz würden Christen zu größter Vorsicht zwingen. „Wer eine Änderung dieser Gesetze auch nur erwägt, riskiert ermordet zu werden“, kritisiert Open Doors.

Nach eigenen Angaben beobachtet Open Doors weit über 100 Länder und unterstützt seit 65 Jahren verfolgte Christen in mehr als 60 Ländern durch Hilfsprojekte.

DT

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