Der USA-Experte Michael Hochgeschwender sieht das Verhältnis von konservativen amerikanischen Katholiken zum US-Präsidenten Donald Trump angeschlagen. Im Hinblick auf die im kommenden Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen könnte das Abstimmungsverhalten der Katholiken für den Republikaner zu einem echten Problem werden, erklärt er im Gespräch mit der „Tagespost“.
Katholische Wähler wenden sich von Trump ab
Während 2016 noch 50 Prozent der Katholiken für Trump gestimmt hatten, erhält der umstrittene Präsident derzeit nur noch 44 Prozent Zustimmung. „Die Trump-Administration dürfte mit Sorge auf diese sich abzeichnende Abwanderung schauen“, so der Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München.
Verschärft werde das Problem dadurch, dass viele der konservativen katholischen Wähler in den sogenannten „Swing States“ lebten, meint Hochgeschwender weiter. „In diesen Staaten haben sowohl Republikaner als auch Demokraten durchaus Chancen, das Rennen zu machen.“ Wenn Trump hier katholische Wähler verlieren sollte, könnte dies seine Wiederwahl gefährden.
Einige Sollbruchstellen zwischen Trump und den Evangelikalen
Auf die Frage, was geschehen müsste, damit auch die Allianz mit den Evangelikalen brüchig würde, meint Hochgeschwender: „Es müsste zu einem ganz groben und für alle nachvollziehbaren Verstoß in Charakter- und Sittlichkeitsfragen kommen.“ Derzeit gebe es zwar einige Sollbruchstellen. Diese seien allerdings zu marginal, als dass es zu einem gänzlichen Bruch kommen könnte.
Im Gespräch mit der „Tagespost“ geht Hochgeschwender auch auf die generelle Spaltung der amerikanischen Gesellschaft ein. Diese sieht der Experte für den US-Katholizismus als nicht so tief, wie stets von den Medien kolportiert werde. „In vielen Fragen sind sich Konservative und Liberale einig.“ Brennpunkte seien aber weiterhin ökonomische Fragen, Identitätsfragen und das Thema Lebensschutz.
DT/mlu
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