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Spioniert chinesisches Spielzeug unsere Kinder aus?

Spione im Kinderzimmer. „Smart Toys“ – „intelligentes Spielzeug“ – kommt meistens aus China und kann mit Mikrofonen und versteckten Kameras ausgestattet sein. Hersteller könnten mithören und -sehen.
Smartes Spielzeug
Foto: Alex Hofford (EPA) | Das neue Spielzeug hat Augen und Ohren. Obwohl das Spielzeug wertvoll sein kann, muss man die Datensicherheit im Auge behalten.

Laut dem kalifornischen Meinungsforschungsinstitut Hexa Research soll der Weltmarkt für sogenannte „Smart Toys“ – „intelligentes Spielzeug“ – bis 2025 mehr als 24 Milliarden Dollar erwirtschaften, wie The American Conservative berichtet. Die Forscher des Instituts halten dies offenbar für etwas Gutes. Smart Toys, so meinen sie, spielten eine Schlüsselrolle bei der „Entwicklung der seelischen, körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten von Kindern“ und „agieren als interaktive Spielzeuge, die die Nutzer - insbesondere Kinder – zu gewissen Handlungsweisen motivieren und sie zum Denken, Fühlen und entsprechendem Reagieren auffordern“.

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Wertvolles Spielzeug

Einige Smart Toys seien tatsächlich gut für Kinder, meint das amerikanische Magazin. Dennoch sei es wichtig, daran zu denken, „dass diese ‚Spielzeuge‘, die sich automatisch mit dem Internet verbinden, übermäßige Mengen an Informationen über die Nutzer sammeln. Manche von ihnen sind mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet, was den Geräten ermöglicht, mit kleinen Kindern zu interagieren und beeinflussbare Gehirne zu manipulieren“. Noch beunruhigender sei, dass „China – ein Land, das für Massenüberwachung und den Missbrauch von Daten bekannt ist – 80 Prozent der Spielwaren auf der Welt produziert und führend in der Smart-Toy-Revolution ist“. Eines sei daher klar, so The American Conservative weiter: „Ein in China produziertes intelligentes Spielzeug in Ihr Haus zu lassen, ist absolut nicht intelligent“.

Smart Toys nutzen künstliche Intelligenz (KI), bei der eine Form als „Maschinelles Lernen“ bezeichnet wird. Dieses maschinelle Lernen erlaube Maschinen, einschließlich der Smart Toys, „aus früheren Daten zu ‚lernen‘ und diese Daten zu verwenden, um ‚intelligenter‘ zu werden. Je mehr Daten das ‚Spielzeug‘ sammelt, um so besser lernt es ein Kind kennen. Aber es ist nicht wirklich das Spielzeug, das das Kind kennenlernt – es sind äußere Mächte, die in unseren Köpfen nach vertraulichen Informationen schürfen wollen“. Doch wie kann das vor sich gehen?

Datenspuren beobachten

Daten sind „verwertbares Kapital. Je mehr man davon hat, umso mehr kann man die Massen manipulieren“. Dazu stellte die Computerzeitschrift „Wired“ fest: „Wer die fundamentale Bedeutung von Daten erkennt und lernt, wie man diese gewinnt und nutzt, wird hohen finanziellen Nutzen davon haben“. Zu den Daten der heutigen Zeit gehöre „jedes einzelne Detail über eine Person, erklärt The American Conservative, „angefangen von ihrer Lieblingsfarbe und Lieblingsmusik bis hin zu ihren Gedanken über Familie, Schule, Gesellschaft und sogar ihr eigenes Land. Mit diesen Informationen können zielgerichtete Botschaften von skrupellosen Akteuren an Kinder übermittelt werden“.

Wie es bei Alexa und Siri der Fall sei, könnten Smart Toys natürlich dem Wohl ihrer Nutzer dienen. Sie könnten aber auch als „trojanische Pferde“ agieren. So hatte die Firma Genesis Toys – ein weltberühmtes Spielzeugunternehmen - bis 2017 eine Puppe namens „My Friend Cayla“ verkauft, „die scheinbar entworfen war, um Kindern zu helfen, indem die Puppe sich ihre Fragen anhörte und sie beantwortete“. Dennoch war My Friend Cayla alles andere als ein Freund: „Anstatt den Kindern zu helfen, zeichnete die Puppe sämtliche Gespräche auf, einschließlich der Gespräche zwischen Kindern, Eltern und Geschwistern und teilte diese Daten mit Drittunternehmen“. Die deutsche Regierung habe damals schnell gehandelt und das Spielzeug komplett verboten und es als „verstecktes Spionagegerät“ bezeichnet. Eltern, die die Puppe gekauft hatten, seien von der Bundesnetzagentur aufgefordert worden, sie „zu vernichten“.

Sicherheit von Smart Toys

Über das Sicherheitsproblem bei Smart Toys äußerte sich auch die Forschungsanalystin Stephanie Wissink. Sie sagte, es gebe „gravierende Folgen rund um den Kinderschutz“. Sobald nämlich ein Unternehmen (oder ein Land) anfängt, „ein Technologie-Profil eines Kindes zu erstellen, überschreitet man die Grenze zur Privatsphäre“. Was uns zurück zu China bringe, wie The American Conservative kommentiert, und damit „zu einem Land, das regelmäßig ethische Grenzlinien überschreitet, und in dem die technologische Erstellung von Profilen weitverbreitet ist“.

Im vergangenen Sommer habe die Kommunistische Partei Chinas ihre Kontrolle über Technologieunternehmen verschärft und die großen Firmen unter ihnen – „wie ByteDance, Tencent und Alibaba – angewiesen, alle ihre Daten mit Peking zu teilen. Und raten Sie mal! Alle drei Unternehmen sind wegweisend bei der Produktion von Smart Toys“.

Das Magazin folgert: „Spielzeug ist kein Spielzeug mehr. Viele dieser niedlichen Puppen enthalten versteckte Kameras. Sie sind im Grunde genommen Spionagegeräte, die sich als harmlos ausgeben. Lassen Sie sich nicht täuschen“. DT/ks

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