Sicher, Donald Trump wirft gerade die internationale Ordnung um und wir Deutschen diskutieren über Partygespräche. Ist das nicht ein Randthema, auch dann, wenn zu denjenigen, die sich dort geäußert haben, auch der Bundeskanzler gehört?
Nein, das ist es nicht. Einmal, weil die Tatsache, dass ein Donald Trump jetzt in dieser Weise die Welt in Aufregung versetzen kann, hängt eben genau mit solchen kulturkämpferischen Debatten zusammen, die seit Jahren die westliche Welt in Atem halten. Dann aber auch, weil uns diese ganzen Diskussionen zu interessanten Einsichten führen.
Die Deutungshoheit der Wokisten bröckelt
Zum Beispiel diese von Boris Palmer: Der ehemalige Grüne und Oberbürgermeister der Studentenstadt Tübingen, nicht zuletzt deswegen ein Experte für alle Varianten einer Cancel Culture, hat den ganzen Vorfall nämlich so gedeutet: Scholzens Partyspruch sei nicht rassistisch, dafür aber ein Paradebeispiel für die intellektuelle Arroganz der wokistischen Linken. In diesem Lager gehe man selbstverständlich davon aus, dass ein Mensch mit schwarzer Hautfarbe sich natürlich nur dort politisch beheimatet fühlen könnte. Und wenn das nicht so sei, dann kann der Betroffene nach diesem Menschen- und Geschichtsbild eben nur ein „Hofnarr“ sein.
Dass diese Deutungshoheit langsam bröckelt, haben mittlerweile viele mitbekommen, Olaf Scholz offenbar noch nicht: Der Wahlkampf als Lernphase für den wokistischen Abkanzler.
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