Irgendwie war das auch ein Nachruf, eine abschließende Würdigung einer politischen Ära: Als Angela Merkel 2021 aus dem Amt geschieden ist, veröffentlichte der Herder-Verlag eine Festschrift. Herausgeberin war die enge Vertraute der Alt-Kanzlerin Annette Schavan, einst Bundesbildungsministerin, dann deutsche Botschafterin im Vatikan – und der Titel demonstrierte den Anspruch: „Die hohe Kunst der Politik“, lautete der nämlich. Ein Geleitwort zu dem Buch schrieb kein Geringerer als Papst Franziskus selbst: „Angela Merkel hat früh ihre Stimme erhoben und leidenschaftlich für mehr Miteinander geworben“, hieß es da. Und: „Ihre Politik ist gut für Deutschland und die globale Welt.
Deutschland hat die Merkel-Brille auf
War Franziskus der NGO-Papst, gar der Merkel-Papst? Wenn man Würdigungen deutscher Politiker liest, kann sich der Eindruck einstellen. Doch diese Wahrnehmung täuscht.
