Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Melnyk im Interview

„Putin hat alle Zeit der Welt“

Andrij Melnyk, stellvertretender Außenminister der Ukraine, warnt im „Tagespost“-Interview vor einem schmutzigen Deal des Westens mit Putin.
Vizeaußenminister Melnyk
Foto: Michael Kappeler (Deutsche Presse-Agentur GmbH) | Melnyk fürchtet, dass der Westen sein Heimatland fallen lässt, wenn der Krieg noch lange währt. „Es wird der Druck auf die deutsche Politik wachsen, uns irgendwie doch ganz milde zu Verhandlungen zu zwingen."

Ernüchternde Erfahrungen hat Andrij Melnyk in seiner Zeit als ukrainischer Botschafter in Deutschland gemacht: „In Europa wollte keiner glauben, dass die Russen uns wieder in dieser diabolischen Dimension angreifen. In den politischen Kreisen Berlins weigerte man sich ganz besonders, wahrzuhaben, dass Russland danach trachtet, die Ukraine als Staat und europäische Kulturnation auszulöschen.“ Im „Tagespost“-Exklusivinterview in Kiew fragt sich der nunmehrige Vize-Außenminister der Ukraine darum, wie Europa nach dem Krieg agieren werde: „Wird man dann gegenüber Russland erneut so naiv sein und Brücken nach Moskau schlagen?“

Druck auf die deutsche Politik wird wachsen

Melnyk fürchtet, dass der Westen sein Heimatland fallen lässt, wenn der Krieg noch lange währt. „Es wird der Druck auf die deutsche Politik wachsen, uns irgendwie doch ganz milde zu Verhandlungen zu zwingen. Der Westen wäre dazu auch in der Lage, weil wir militärisch von den Waffenlieferungen abhängig sind. Wir verschießen am Tag mehr Munition als manche Länder im Westen im Jahr produzieren.“ Der Wille der Ukrainer, sich zu verteidigen, sei dagegen ungebrochen. „Wenn wir aufhören zu kämpfen, dann verlieren wir nicht nur die Gebiete, die bereits besetzt sind, sondern unsere Existenz als souveräner Staat steht auf dem Spiel.“

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Militärisch sei Moskau klar im Vorteil: „Putin kann noch zwei, drei, vielleicht auch zehn Jahre lang Menschen mobilisieren und ermorden lassen. Er hat genug Leute und genug Munition, seine Wirtschaft produziert bereits im Kriegsmodus.“ Die Sanktionen täten Russland weh, aber sie hätten das Rückgrat seiner Wirtschaft nicht gebrochen. „Putin hat alle Zeit der Welt“, fürchtet Melnyk. „Er hat tausende Panzer und Flugzeuge, und Millionen Menschen, die mobilisiert werden können.“  DT/sba

Lesen Sie das vollständige Interview mit dem Vize-Außenminister der Ukraine, Andrij Melnyk, in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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