Laut Figaro haben es die französischen Staatsanwälte zunehmend mit einer besonders schäbigen Art der Kriminalität zu tun, die sich immer mehr im Internet verbreitet. Gemeint sind die Videos Pädosexueller, die in Echtzeit, also per „live-Streaming“, an ihre Kunden gelangen. Dieses Phänomen bestehe darin, wie der Figaro berichtet, dass französische Pädophile im Internet über kriminelle Netzwerke oder im Darknet live übertragene Missbräuche von Kindern außerhalb Frankreichs in Auftrag geben. Konkret handele es sich dabei um „sexuelle Missbräuche, um Vergewaltigungen, um Folter und barbarische Taten, die zum Tod von sehr kleinen Kindern führen können, und die von französischen Straftätern online bestellt werden, entweder in Form von zeitversetzten oder direkt übertragenen Videos“.
Kindesmissbrauch live
Die Opfer seien stets Kinder vor der Pubertät, im Alter von einigen Monaten bis zu zehn Jahren höchstens. Laure Beccuau, Generalstaatsanwältin von Paris, erklärt im Figaro den Ablauf der von ihr untersuchten Fälle: „Der Straftäter gibt eine Bestellung mit Angaben über die von ihm gewünschte Art des Minderjährigen und der Handlungen auf und erhält zum vereinbarten Termin entweder entsprechendes Filmmaterial oder einen Login-Link, der ihm ermöglicht, die Misshandlungen in einer Direktübertragung zu verfolgen“. Die 61-Jährige, die im vergangenen September ihren Dienst an der Spitze der Pariser Staatsanwaltschaft antrat, sei über das Ausmaß des Phänomens bestürzt gewesen: „Ein Phänomen, das umso schwerer zu erfassen ist, als es vom Ausland ausgeht, überwiegend von den Philippinen, osteuropäischen Ländern und inzwischen auch von Madagaskar, einem der 50 ärmsten Ländern der Welt“.
Kriminelle Netzwerke
Diese „niederträchtigen und kriminellen Leistungen“, würden preislich auf einen zu zahlenden Betrag zwischen 15 und 60 Euro festgelegt, so der Figaro weiter: „Eine online-Überweisung, die vor dem Erhalt des Videos oder im Augenblick der online-Verbindung getätigt wird“. Generalstaatsanwältin Beccuau betont dabei: „Angesichts des geringen Preises und da wir ermitteln konnten, dass in diese Verbrechen und Delikte leider Familien verwickelt sind, aber oftmals auch kriminelle Netzwerke, denken wir, dass das Phänomen ein komplexes Ausmaß hat, das uns noch entgeht, das aber besorgniserregend ist“.
Begonnen haben soll es 2012 mit der Aufdeckung eines ersten Falls. Heute zähle die Pariser Staatsanwaltschaft bereits 200 französische Beschuldigte und habe ein Ziel: die Opfer ausfindig zu machen: „Momentan finden wir nur die Täter. Aber unsere Ermittlungen müssen konkretisieren, dass diese Kriminalität nicht nur auf Bildern beruht, und sie müssen die Realität dieser Vergewaltigungen bewusst machen“, unterstreicht Beccuau. DT/ks
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