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Marx: Vom Heiligen Land bis hin zu „Fiducia supplicans“

Geschichten des Friedens statt "Narrative der Gewalt“: Reinhard Kardinal Marx sprach zur aktuellen Lage beim Münchner Presseclub.
Reinhard Kardinal Marx sprach zur aktuellen Lage beim Münchner Presseclub
Foto: IMAGO/B. Lindenthaler (www.imago-images.de) | Seit fast 20 Jahren ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab und setzt sich für die Christen im Heiligen Land ein.

Die jüngste Vatikan-Erklärung „Fiducia supplicans“ zur Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare war neben der Situation im Heiligen Land, der Missbrauchsaufarbeitung und dem Vertrauensverlust der Gläubigen in die katholische Kirche Thema beim traditionellen Treffen von Journalisten und dem Münchener Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, im Münchener Presseclub.

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Die Situation in Deutschland stand dabei konträr neben Berichten aus dem Heiligen Land, wo Christen oft um ihr Überleben kämpften und besonders seit dem Krieg keine Perspektiven mehr hätten, berichtete Marx, der seit fast 20 Jahren Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab ist und sich für die Christen im Heiligen Land engagiert. Seit er 1973 erstmals im Heiligen Land gewesen ist, sei die Situation für Christen „nie besser geworden, eher schlechter“, stellte er fest.

Israels Feinde wollen das Land vernichten

Noch nie sei so deutlich gewesen, „wie stark Israel von Ländern umzingelt ist, die es vernichten wollen“. So lange es keine langfristige Perspektive für Frieden gebe, werden die Christen immer zwischen die Fronten geraten, sagte Marx und appellierte an alle Christen und Politiker Europas, alles zu tun, „dass im Heiligen Land eine Präsenz der Christen weiter möglich ist“. Man dürfe „nicht nur die Narrative der Gewalt“ erzählen, sondern auch Geschichten des Friedens aus der Vergangenheit, die zeigten, dass Unmögliches wahr geworden sei.

Mit Blick auf aktuelle kirchliche Themen nannte Marx das römische „Ja“ zur Segnung homosexueller Paare einen ersten Schritt, der „für manche in der Weltkirche“ gewaltig, „aber nicht das Ende der Weiterentwicklung“ sei. Irgendwann werde die Frage nach der katholischen Sexualmoral insgesamt aufkommen, zeigte er sich überzeugt. Jetzt gelte es, Ausführungsbestimmungen zum römischen Beschluss zu erarbeiten. Die Deutschen seien da „schon dran“, sagte der Münchner Erzbischof mit Blick auf den Synodalen Weg, den er durch das Schreiben bestätigt sah.

Wo Marx einen Widerspruch sieht

Dass der Papst eine Segnung von „Paaren in irregulären Situationen“ erlaube, deren Verbindung jedoch nach wie vor nicht, nannte der Kardinal einen Widerspruch. Er müsse aber nicht auf Texte von Rom warten, um den Glauben zu verkünden, sagte er und lenkte den Fokus auf die Frage, wie die Kirche mit gescheiterten Beziehungen und der erneuten Heirat von Geschiedenen umgehen wolle. „Die zweite Ehe kann glücklicher sein als die erste“, befand er. Der Umgang mit Scheitern war auch Thema der Missbrauchsaufarbeitung. Vor dem Hintergrund der noch zu erwartenden Studie in Trier erklärte Marx, der von 2002 bis 2008 dort Bischof  war, nicht garantieren zu können, alles zu 100 Prozent richtig gemacht zu haben. Er wolle sich dem Ergebnis der Studie stellen, inklusive der daraus resultierenden Konsequenzen. Was er vor zwei Jahren in sein Rücktrittsangebot geschrieben habe, gelte nach wie vor.

Grundsätzlich plädierte der Kardinal bei der Missbrauchsaufarbeitung für Sensibilität, Präventionsstandards auch in außerkirchlichen Institutionen und dafür, den Synodalen Weg voranzubringen. „Missbrauchsaufarbeitung ist von Reformfragen nicht zu trennen“, sagte er, auch wenn das Zölibat nicht essentiell für eine Erneuerung sei. Man dürfe auch nichts verändern, „damit andere uns lieber mögen“. Die Frage sei vielmehr, „ob Religion noch etwas für mich bedeutet“.

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