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Lage im Sudan spitzt sich zu

Geistliche und Ordensleute fliehen vor der Gewalt – die Zahl der Hungernden im Land steigt an.
Sudan
Foto: IMAGO/Olukayode Jaiyeola (www.imago-images.de) | Ein Evakuierungsflug aus dem Sudan kommt in der nigerianischen Hauptstadt Abuja an.

Weil die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den Paramilitärs der Rapid Support Forces (RDF) auch Ordensleute verschiedener Kongregationen im Sudan betreffen, hat der Erzbischof von Juba, Stephen Ameyu Martin, die kirchlichen Einrichtungen des Landes aufgerufen, fliehende Geistliche, Ordensleute und Laien aus dem Sudan aufzunehmen. In einem Brief, den er an alle Orden und kirchlichen Institutionen seiner Metropolie geschickt hatte, erklärte der 59-jährige Erzbischof: „Ich habe angeordnet, dass zumindest wir alle bereit sein sollten, unsere Brüder, die aus dem Sudan kommen, zu unterstützen und unsere Häuser zu öffnen“. 

Vorsätzliche Angriffe auf Gotteshäuser

Unterdessen hat die in Großbritannien ansässige Menschenrechtsstiftung Christians Solidarity Worldwide (CSW) die „vorsätzlichen Angriffe“ auf Gotteshäuser im Sudan seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften und den Rapid Support Forces verurteilt. In einem Bericht vom 16. Mai erklärte der Gründungspräsident der CSW, Thomas Mervyn, dass bewaffnete Männer gezielt Gotteshäuser und religiöse Führer im ganzen Land angegriffen und einige der Zentren beschlagnahmt hätten, um sie als „Militärbasen“ zu nutzen.

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Katholische Einrichtungen etwa seien im Zuge der Gewalt durch Artilleriebeschuss beschädigt worden. So wurde die Kathedrale Maria Königin von Afrika in der Diözese El-Obeid bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen sudanesischen Streitkräften und den Rapid Support Forces getroffen. Die erste Rakete schlug in einen Teil des Pfarrhauses ein, die zweite Rakete explodierte am Haupttor der Kathedrale und zerstörte die Buntglasfenster. 

Die Kämpfe im Sudan laufen trotz internationaler Bemühungen um einen Waffenstillstand weiter.  Seit Beginn des Konflikts sollen mehr als 500 Menschen getötet und etwa 5.000 verletzt worden sein. Nach Angaben der Behörden in Juba sind bisher bereits mehr als 50.000 Menschen, die vor dem Krieg im Sudan geflohen sind, im Südsudan angekommen.

Saatperiode droht behindert zu werden

Die internationale Hilfsorganisation CARE warnt in diesem Zusammenhang, dass die Zahl der Hungernden im Land deutlich ansteigen werde. Bereits vor der aktuellen Krise hatten elf Millionen Sudanesen, etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung, nicht genügend zu essen. Nun droht die Saatperiode, die Ende Mai beginnen sollte, vom Konflikt erheblich behindert zu werden. Dies hätte fatale Konsequenzen für die nächste Ernte und somit für die Ernährungssicherheit im ganzen Land.  DT/chp

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