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Kommentar: Nicht mehr als eine Ankündigung

Der jüngste Vorstoß von Bundesfamilienministerin Giffey zur Ganztagsbetreuung zeigt, worauf es der Großen Koalition ankommt: Die Frauen sollen in den Erwerbsberuf, koste es, was es wolle.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey beim Besuch in einem Kinder- und Familienzentrum in Bremen
Foto: Hauke-Christian Dittrich (dpa) | Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat nichts vergessen, als sie zum Wochenende die Vorteile des Rechts auf Ganztagsbetreuung aufsagte. Im Bild ist sie zu Besuch in einem Kinder- und Familienzentrum in Bremen.

Mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder, bestmögliche Förderung für jedes Kind, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine höhere Erwerbsquote für Frauen, mehr Einkommen und höheren Renten – Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat nichts vergessen, als sie zum Wochenende die Vorteile des Rechts auf Ganztagsbetreuung aufsagte. Es klang vertraut.

Die gleichen Argumente bemühte die Amtsvorgängerin

Die gleichen Argumente bemühte eine Vorgängerin im Amt, Ursula von der Leyen, als sie vor 13 Jahren die Vorzüge der Krippenoffensive aufzählte. Und wie damals wird auch diesmal der Eindruck erweckt, mit ein paar Milliarden von Vater Staat komme man in die beste aller Welten für Eltern und Kinder. Einen Unterschied gibt es: Kommunen und Länder und vor allem der Deutsche Lehrerverband machen darauf aufmerksam, dass zur Erfüllung dieses Rechtsanspruchs schlicht das Personal fehlt und dass die Kosten, wenn man das Personal hätte, mindestens fünfmal so hoch wären wie die zwei Milliarden, die der Bund nun mit Spendiermiene ins Schaufenster stellt.

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Bindungstheoretisch schlimmer als die Krippenoffensive

Natürlich ist die Krippenoffensive nur bedingt mit der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder vergleichbar. Bindungstheoretisch war und ist sie weit schlimmer. Aber die Ähnlichkeit der Vorstellung unterstreicht, worauf es der Großen Koalition damals wie heute ankommt: Die Frauen sollen in den Erwerbsberuf, koste es, was es wolle. Dafür müssen die Kinder eben irgendwie geparkt werden. Bezeichnend ist, daß die Wirtschaftsverbände still und sich mit Kritik zurückhalten. Sie rechnen damit, daß irgendeine öffentliche Hand schon zahlen wird. Sie wissen: Die hehren Worte der Familienministerin sind eine Ankündigung, nicht mehr.

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