Niemand in der Ukraine denke daran, sich den russischen Truppen zu ergeben, sagt das Oberhaupt der mit Rom unierten Katholiken des byzantinischen Ritus in der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtuschuk, im „Tagespost“-Exklusivinterview. Begründung: „Denn eine Kapitulation bedeutet für uns Hinrichtung und Tod.“ Das hätten die russischen Truppen in den besetzten Gebieten längst bewiesen. Hier habe man Folterkammern, Massengräber und Todeslisten vorgefunden.
Großerzbischof Schewtschuk, den „Die Tagespost“ zum Gespräch in München traf, ist davon überzeugt, dass Russland eine genozidale Agenda gegen die Ukrainer verfolgt: „Jeder, der sich für einen Ukrainer hält, soll hingerichtet oder umerzogen werden. Laut der offiziellen russischen Staatspropaganda gibt es keine ukrainische Nation. Wer sich als Ukrainer bekennt, ist damit Anhänger einer Ideologie, und wer diese nicht aufgibt und nicht bereit ist, sich der Umerziehung zu unterziehen, wird hingerichtet.“ Die Ukraine habe darum gar keine Wahl: „Wir müssen uns verteidigen.“
Russland braucht eine Bekehrung
Laut dem griechisch-katholischen Kirchenoberhaupt, zu dessen Kirche rund fünf Millionen Gläubige in der Ukraine zählen, ist die Voraussetzung für einen echten Frieden, dass Russland die nationale Identität der Ukrainer mit eigener Sprache, Kultur und Geschichte sowie dem Recht auf eigene Staatlichkeit anerkennt.

Die in Russland offiziell propagierte Ideologie der „russischen Welt“ sei „eine offene Kriegserklärung gegen die europäische Zivilisation“.
Schwere Vorwürfe macht Großerzbischof Schewtschuk der russischen Orthodoxie und ihrem Oberhaupt, Patriarch Kyrill: Er habe die Ideologie der „russischen Welt“ erst entwickelt und dem aktuellen politischen Establishment Russlands präsentiert. Russland brauche darum eine „Welle der Bekehrung“. DT/sba
Lesen Sie das vollständige Exklusiv-Interview mit Großerzbischof Schewtschuk am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.