„Die Ukraine wird an der Atomkraft festhalten. Das ist völlig klar – und das ist auch in Ordnung, solange die Dinger sicher laufen. Sie sind ja gebaut.“ Die Grünen gelten ja manchen als deutscheste aller Parteien. Dem deutschen Humor jedenfalls machte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) alle Ehre, denn auch diese Einlassung, die Habeck Anfang der Woche auf einem Ukraine-Besuch gegenüber „Welt TV“ zum Besten gab, verleitet eher zum Weinen als zum Lachen.
Ausgerechnet die ukrainischen Atomkraftwerke dürfen für Habeck gerne weiterlaufen? Weil die Sowjetunion die nunmal in den 70er und 80er Jahren da hingebaut hat? Und man ja den Angaben zur Betriebssicherheit ukrainischer Atomkraftwerke stets uneingeschränkt vertrauen kann, Tschernobyl hin, Kriegsgebiet her? Autsch. Zweifellos werden die Grünen versuchen, Habecks Freud’schen Versprecher konzentriert zu ignorieren, auf dass er bald in Vergessenheit geraten möge. Doch das Timing ist durchaus ein wenig unglücklich, sollen doch just am 15. April die letzten drei deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden.
Eine knappe Woche hat Habeck also noch, um seiner plötzlichen Einsicht, dass fertig gebaute Atomkraftwerke bezahlbaren, sicheren, und übrigens auch überaus CO2-armen Strom liefern, in Deutschland zur Geltung zu verhelfen, und noch einmal intensiv über den Atomausstieg nachzudenken. Andernfalls läuft die Regierung Gefahr, als diejenige in die Geschichte einzugehen, in der das Vorhaben einer CO2-freien Industrienation vollends an die Wand gefahren wurde. Das ist völlig klar – wäre aber gar nicht in Ordnung.
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