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Gibt es einen Völkermord an Weißen?

US-Präsident Donald Trump warf das seinem südafrikanischen Amtskollegen im Weißen Haus vor. Ein Blick auf die südafrikanische Kriminalstatistik verrät, ob an der Theorie etwas dran ist.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa im Weißen Haus
Foto: IMAGO/White House (www.imago-images.de) | US-Präsident Donald Trump behauptet, es gibt in Südafrika einen Völkermord an Weißen, und hat unter anderem deswegen weißen Südafrikanern Asyl in den USA angeboten.

Gibt es in Südafrika einen Völkermord an Weißen? Diese Ansicht vertritt US-Präsident Donald Trump und hat unter anderem deswegen weißen Südafrikanern Asyl in den USA angeboten. Die ersten 49 weißen Südafrikaner sind vor rund zwei Wochen bereits auf amerikanischem Boden gelandet. Um die Theorie zu untermauern, führte Trump seinem südafrikanischen Amtskollegen, Cyril Ramaphosa, ein Video im Weißen Haus vor. Das zeigte den Oppositionspolitiker Julius Malema, Gründer der links-extremistischen Partei „Economic Freedom Fighters“ (EFF), immer wieder dabei, wie er vor einer jubelnden Menge das Lied „Kill the Boer“ singt – was auf weiße Farmer, die von den ersten europäischen Siedlern abstammen, anspielt.

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Auch ein Drohnenvideo wurde eingeblendet, das tausende Kreuze an einem Straßenrand zeigt, die laut Trump für den Mord an einem weißen Farmer stehen. Ramaphosa, zunächst sichtlich überrumpelt von der Vorführung seines Gastgebers, widersprach erwartungsgemäß: „Es gibt Kriminalität in unserem Land. Menschen, die unglücklicherweise durch kriminelle Aktivität ermordet werden, sind nicht nur weiße, sondern die Mehrheit sind schwarze Leute.“

Was die Statistik sagt

Aber was sagt die Statistik? Der südafrikanische Polizeidienst, der zuständig ist für die Veröffentlichung der Kriminalstatistik, dokumentiert nicht die ethnische Zugehörigkeit von Mordopfern, daher ist es extrem schwierig, verlässliche Aussagen dazu zu treffen, ob es eine signifikante Anzahl an ethnisch motivierten Morden gibt. Die Polizeibehörde dokumentiert aber die Angriffe auf Bauernhöfe und die Ermordung von Farmern, die in der Regel weiß sind. Die Zahlen deuten darauf hin, dass weiße Farmer nicht übermäßig Morden zum Opfer fallen: zwischen April und Dezember 2024 wurden sieben Landwirte ermordet. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 36 Farmarbeiter getötet – am stärksten betroffen waren also Angestellte, von denen die meisten schwarz sind.

Afriforum, eine Interessensvertretung weißer Südafrikaner, behauptet, dass der südafrikanische Polizeidienst die Zahl der Morde an Farmbesitzern zu niedrig ausweist. Die Organisation erhebt ihre eigene Statistik und reichte eine nicht veröffentlichte Liste mit alternativen Zahlen beim Polizeiministerium ein, die aktuell überprüft wird. Ob Weiße nun zunehmend zur Zielscheibe von Gewalt werden, lässt sich also nicht endgültig feststellen. 

Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass sich das gesellschaftliche Klima in den zurückliegenden Jahren verschärft hat: Das Land kämpft gegen eine historische Arbeitslosigkeit von rund 30 Prozent, der Großteil der Arbeitslosen ist schwarz. Mit dem drohenden Bankrott der zwei größten Stahlwerke könnten weitere 3.500 Stellen verloren gehen. In die wirtschaftlich angespannte Lage, die durch die Zölle der USA nochmal verschärft wurde, mischt sich die Frustration darüber, dass Weiße immer noch den Großteil der landwirtschaftlichen Fläche und des privaten Vermögens besitzen.

Malemas populistische Forderungen heizen die Stimmung weiter an

Malema heizt mit seinen populistischen Forderungen, Weiße zu enteignen und zu ermorden, die angespannte Stimmung weiter an. Zwar holte seine linksextremistische Partei EFF bei den Nationalwahlen 2024 etwas weniger Stimmen als bei der Wahl zuvor, dafür gewann aber die vom ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma 2023 gegründete Partei MK aus dem Stand 14,6 Prozent. MK fordert ebenfalls die Enteignung von Weißen ohne Entschädigung und eine grundlegende Vermögensverteilung.

Dieser Stimmung trug Ramaphosa von Nelson Mandelas ANC nun Rechnung, als er Ende Januar das neue Landenteignungsgesetz unterschrieb, das in bestimmten Fällen die Enteignung von Landbesitzern ohne Entschädigung erlaubt. Es sind Maßnahmen wie diese oder auch, dass in Führungspositionen von Firmen eine Quote von Schwarzen vorgeschrieben ist, die Weiße zunehmend klagen lassen, dass sie nun ihrer Rechte beschnitten werden.

Wie unversöhnt das Land ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass von offizieller Seite Weiße als „Europäer“ oder als „Kolonialisten“ bezeichnet werden und ihnen damit ihre Identität als Südafrikaner abgesprochen wird, während weiße Politiker Schwarze auch gerne mal als „Migranten“ bezeichnen, was auf die schwarzen Arbeiter anspielt, die während der Apartheid zwischen den Städten und den ihnen als Wohnraum zugewiesenen Vorstädten pendelten. Auch wenn es übertrieben sein mag, von einem Genozid an der weißen Bevölkerung zu sprechen: Das einst als „Regenbogennation“ gefeierte Südafrika ist zutiefst gespalten, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Stimmung vollends kippt. 

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Veronika Wetzel Apartheid Cyril Ramaphosa Donald Trump Jacob Zuma Weißes Haus

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