Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Geht doch!

Die Bundesregierung will das Kükentöten verbieten. Warum das richtig ist und uns trotzdem grausen muss.
Haushuhn (Gallus gallus domesticus) - Küken
Foto: Petra Schneider-Schmelzer via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Geht es um das Töten von Küken wählt die Bundesregierung eine klare Sprache. Beim Schutz des ungeborenen Lebens klappt das nicht. Im Bild: Küken eines Haushuhns.

„Starkes Signal für den Tierschutz – Kükentöten wird verboten“ Und weiter: „Jährlich werden in Deutschland etwa 45 Millionen Hühnerküken getötet. Dem setzt die Bundesregierung nun ein Ende. Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf soll ab Ende 2021 das Kükentöten verboten werden. Damit ist Deutschland das weltweit erste Land, das diese Praxis verbietet.“ So steht es – schwarz auf weiß – auf der Webseite der Bundesregierung .

Lesen Sie auch:

Bemerkenswerte Wortwahl

Dagegen ist nichts zu sagen. Im Gegenteil. Die Praxis männliche Küken, die sich weder als Legehennen noch als Masthähnchen eignen, nach dem Schlüpfen zu vernichten, ist barbarisch und mit der Würde des Menschen – nicht des Tieres – unvereinbar. Bemerkenswert ist deshalb auch nicht der längst überfällige Vorstoß der Bundesregierung, bemerkenswert ist die Wortwahl, derer sich die Bundesregierung dabei bedient.

Im Grunde traut man seinen Augen nicht. Ganze sechszehn Mal ist in dem Beitrag vom „Kükentöten“ respektive dem „Töten von Küken“ die Rede. Es ist, als bewerbe sich die Bundesregierung nach Ablauf der EU-Ratspräsidentschaft nun um den Vorsitz des „Vereins der Freunde und Förderer einer deutlichen Aussprache“.

Wo der politische Wille da ist, funktioniert auch Sprache, wie sie sollte

Die Frage ist nur: Warum klappt das nicht auch sonst? „Starkes Signal für den Menschenschutz – Vorgeburtliches Kindertöten wird verboten“ Und weiter: „Jährlich werden in Deutschland etwa 100.000 Kinder vor der Geburt im Mutterleib getötet. Dem setzt die Bundesregierung nun ein Ende. Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf soll ab Ende 2021 die vorgeburtliche Kindstötung verboten werden...“

Was wäre das für eine Meldung? Welch ein Triumph für den vernunftbegabten Zweibeiner, der sich „Mensch“ nennt? Stattdessen werden Regierung, Opposition und weite Teile der Medien weiterhin von „Schwangerschaftsabbrüchen“ faseln und auf diese Weise sprachlich zu vernebeln suchen, wie weit die „Bestie Mensch“ in Wirklichkeit davon entfernt ist, zivilisiert zu sein. Wir lernen: Wo der politische Wille vorhanden ist, funktioniert plötzlich auch die Sprache, wie sie sollte. Ziemlich unheimlich, eigentlich.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Stefan Rehder Kindstötung Schwangerschaftsabbruch

Weitere Artikel

Von wegen rechte Kampagne: Die Unionsfraktion lag in der Causa Frauke Brosius-Gersdorf völlig richtig. Kritik an ihrem Veto kann bestenfalls als wohlfeil bezeichnet werden.
08.08.2025, 11 Uhr
Stefan Rehder
Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Österreich gibt es Bestrebungen, Abtreibungen ohne jede Einschränkung zu legalisieren.
23.06.2025, 14 Uhr
Alice Pitzinger-Ryba

Kirche

Herausgefordert von Biotechnik und Künstlicher Intelligenz: Die Unantastbarkeit der Menschenwürde war Thema eines Symposiums der beiden Ratzinger-Schülerkreise in Rom.
02.10.2025, 11 Uhr
Maximilian Welticke
Näher zur eucharistischen Anbetung: Adoratio machte es möglich, mit Vorträgen, Gebetszeiten und Begegnung. Auch Bischof Oster und Sophia Kuby kamen.
02.10.2025, 05 Uhr
Elisabeth Hüffer