Paris

Frankreich: Soldaten veröffentlichen neuen Brandbrief

Auf der Webseite von „Valeurs actuelles“ haben aktive Militärangehörige einen neuen Brandbrief an Regierung und Parlamentarier veröffentlicht, um vor den Gefahren eines drohenden Bürgerkrieges zu warnen. Das Schreiben stößt in den französischen Medien auf ein großes Echo.
Brandbrief der "Generation des Feuers" an die französische Regierung
Foto: Alfredas Pliadis (XinHua) | Bei den Verfassern des neuen Brandbriefes an die französische Regierung handelt es sich um aktive Militärangehörige, die erst vor kurzem ihre Berufslaufbahn begonnen haben.

Ein am Sonntagabend auf die Webseite des Magazins „Valeurs actuelles“ gestellter, von aktiven Soldaten – die wegen drohender Sanktionen anonym bleiben möchten - verfasster, neuer Brandbrief für das „Überleben unseres Landes“ wurde nach wenigen Stunden bereits von 100.000 französischen Bürgern unterschrieben, die sich der Erklärung anschließen. Der Brief ist zugleich als Replik, Bestätigung und Fortsetzung des vor kurzem von 20 Generälen im Ruhestand publizierten Mahnbriefes gedacht und richtet sich an Staatspräsident Emmanuel Macron, an die Minister und höheren Stabsoffiziere des Landes. 

Lesen Sie auch:

Brandbrief der "Generation des Feuers"

Bei den Verfassern des neuen Brandbriefes handelt es sich um aktive Militärangehörige, die erst vor kurzem ihre Berufslaufbahn begonnen haben. Sie seien das, was die Zeitungen als „Generation des Feuers“ bezeichneten: „Männer und Frauen, aktive Angehörige des Militärs, aller Armeen und aus allen militärischen Rängen – wir lieben unser Land“. Und auch wenn sie sich „nicht vorschriftsgemäß mit offenem Visier äußern können, ist es uns doch ebenso unmöglich zu schweigen“. 

In mehreren außereuropäischen Ländern, in Afghanistan, Mali, Zentralafrika und anderswo – hätten etliche der Verfasser Bekanntschaft mit „feindlichem Beschuss“ gemacht, einige hätten dort ihre Kameraden zurückgelassen: „Sie haben ihr Leben geopfert, um den Islamismus zu zerschlagen, dem Sie Zugeständnisse auf unserem Boden machen“. Fast alle von ihnen seien seit 2015 bei der Militäroperation „Opération Sentinelle“ im Raum Île-de-France zum Schutz vor terroristischen Anschlägen eingesetzt gewesen: „Dort haben wir mit eigenen Augen die verwahrlosten Außenbezirke gesehen, das Sich-Arrangieren mit der Kriminalität. Wir haben Instrumentalisierungsversuche mehrerer religiöser Gemeinschaften erfahren, für die Frankreich nichts bedeutet – und nur ein Objekt des Spottes, der Verachtung, ja sogar des Hasses ist“.

Hass auf Frankreich als Norm?

Die Verfasser berufen sich in ihrem Brief auch auf die Zeilen des Vorgängertextes der Generäle. Diese hätten recht mit ihrer Situationsbeschreibung: „Wir sehen die Gewalt in unseren Städten und Dörfern. Wir sehen, wie sich der Kommunitarismus im öffentlichen Raum und in der öffentlichen Debatte einrichtet. Wir sehen, wie der Hass auf Frankreich und seine Geschichte zur Norm wird“. Diesen Verfall hätten die Soldaten auch in vielen Ländern in der Krise gesehen. Diese „geht dem Zusammenbruch voraus. Sie kündigt das Chaos und die Gewalt an“, und dieses Chaos und diese Gewalt würden nicht vom Militär, sondern „von einem Volksaufstand“ ausgehen.

Wenn ein Bürgerkrieg ausbräche, so die Verfasser weiter, „wird die Armee die Ordnung auf ihrem eigenen Boden aufrechterhalten, weil man dies von ihr fordern wird. Genau das ist die Definition des Bürgerkrieges. Niemand kann eine derart schreckliche Situation wollen, doch noch einmal: Der Bürgerkrieg braut sich in Frankreich zusammen, und das wissen Sie ganz genau“.

Der Brandbrief endet mit der Aufforderung: „Handeln Sie, Mesdames et Messieurs. Es geht um das Überleben unseres Landes, Ihres Landes“.  DT/ks

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Bürgerkriege Emmanuel Macron Terrorismus

Weitere Artikel

Die Flutkatastrophe in der Emilia-Romagna zeigt die Folgen eines zunehmend tropischen Klimas mit dem abrupten Wechsel von Wetterlagen.
25.05.2023, 15 Uhr
Guido Horst
Eric Ciotti ist der neue Chef der „Républicains“. Er will eine deutliche rechte Linie fahren, aber seine Partei nicht in ein „Rassemblement National light“ verwandeln.
15.12.2022, 13 Uhr
Franziska Harter
Die Merkel-Jahre lehren es: Ohne Opposition schwächelt die Demokratie.
20.05.2023, 07 Uhr
Peter Winnemöller

Kirche

Historisch, theologisch, spirituell: Welche Aspekte laut "Premio Ratzinger"-Preisträger Ludger Schwienhorst-Schönberger eine zeitgemäße Bibelwissenschaft auszeichnen. 
27.05.2023, 17 Uhr
Ludger Schwienhorst-Schönberger 
In der 56. Folge des Katechismuspodcasts mit der Theologin Margarete Strauss geht es um die Frage, wie der Mensch mit der Vorsehung zusammenarbeitet.
27.05.2023, 14 Uhr
Meldung
„Das war die Vorsehung!“ Aber was genau ist das eigentlich? Dieser Frage widmet sich Theologin Margarete Strauss in der 55. Folge des Katechismuspodcasts.
26.05.2023, 14 Uhr
Meldung
In der 54. Folge des Katechismuspodcasts geht es mit Theologin Margarete Strauss um die Schöpfungstätigkeit Gottes.
25.05.2023, 18 Uhr
Meldung
In Ulm findet eines von 30 Pfingstfestivals für Jugendliche statt. Die Veranstalter geben Einblicke in ihre Vorbereitungen.
27.05.2023, 13 Uhr
Sally-Jo Durney