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Frankreich: Präsident Macron will Geburtenrate steigern

2023 sank die Geburtenrate in Frankreich im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent. Ein sechsmonatiger „Geburtsurlaub“ für beide Elternteile soll die Elternzeit ersetzen, die bis zu drei Jahren dauern kann.
Frankreichs Präsident Macron vollzieht Kurswechsel
Foto: IMAGO/Stephane Lemouton / Bestimage (www.imago-images.de) | Im Mittelpunkt von Macrons Rede stand eine Rückkehr zu „Autorität“ und „Ordnung“, sowohl im staatlichen Schulwesen als auch im Kampf gegen den Drogenhandel und den radikalen Islam.

Seit dem Zweiten Weltkrieg haben die Franzosen noch nie so wenige Kinder bekommen wie im Jahr 2023. Dagegen will Staatspräsident Emmanuel Macron nun etwas in Stellung bringen, das er in einer Pressekonferenz am Dienstagabend als „demographische Wiederaufrüstung“ bezeichnet hat. Die beiden angekündigten Maßnahmen: der Kampf gegen die „Plage“ der Unfruchtbarkeit, sowie die Einführung eines sechsmonatigen „Geburtsurlaubs“ (congé de naissance) für beide Elternteile. Letzterer soll die bisherige Elternzeit ersetzen, die bis zu drei Jahre dauern kann. Der Geburtsurlaub soll besser bezahlt werden als die Elternzeit und verhindern, dass Mütter „zu lange vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden“.

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Seit 2011 sinkt die Geburtenrate in Frankreich kontinuiert. Im Vergleich zum Vorjahr nahm sie 2023 noch einmal um ganze sieben Prozent ab und sank unter die symbolische Grenze von 700.000 Geburten auf 678.000. Die Geburtenrate lag damit 2020 bei 1,68 Kindern pro Frau, gegenüber 1,79 im Vorjahr. Das Statistische Amt Frankreichs (INSEE) erklärt den Rückgang der Geburten auch mit einem Rückgang der Anzahl der Frauen im gebärfähigen Alter.

Macrons Mühe, dem "Rassemblement National" etwas entgegenzusetzen

Brisant: Während die Anzahl an Kindern, die von zwei gebürtigen Franzosen in die Welt gesetzt wurden, seit 2000 um 22 Prozent abnahm, so nahm im gleichen Zeitraum die Anzahl der Kinder von Eltern, die selbst außerhalb der EU geboren wurden, um 72 Prozent zu. 30 Prozent der in Frankreich geborenen Kinder haben heute mindestens einen Elternteil, der selbst nicht aus der EU stammt. 

„Wiederaufrüstung“ (réarmement) ist das neue Lieblingswort des Präsidenten, der Mühe hat, seiner zweiten Amtszeit jene Dynamik zu verleihen, die sie dringend nötig hätte, um dem aufstrebenden „Rassemblement National“ Marine Le Pens bei den kommenden Europawahlen etwas entgegenzusetzen.

Am Dienstagabend hielt Emmanuel Macron eine fast zweieinhalbstündige Pressenkonferenz in Anwesenheit von rund 250 Journalisten aus Frankreich und dem Ausland. Das Ziel: Die Konturen der zweiten Hälfte seiner Amtszeit zu skizzieren. Für die Umsetzung des Programms wird der neue Premierminister Gabriel Attal geradestehen müssen, dessen letzte Woche zusammengestellte Regierung von der linken Opposition höhnisch als recycelte Sarkozy-Regierung bezeichnet wird. 

Rückkehr zu „Autorität“ und „Ordnung“

Im Mittelpunkt von Macrons Rede stand eine Rückkehr zu „Autorität“ und „Ordnung“, sowohl im staatlichen Schulwesen als auch im Kampf gegen den Drogenhandel und den radikalen Islam. „Damit Frankreich Frankreich bleibt“, zitierte der Staatspräsident einen der Wahlkampfslogans des rechten Islamkritikers und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Eric Zemmour.

Zukünftig soll die Nationalhymne in der Grundschule auswendiggelernt und gemeinsam gesungen werden: Die Nationalhymne „gehört zu dem, was uns vereint“ und „was eine Nation von einer Gesellschaft unterscheidet“, so der Präsident. Auch soll ab dem nächsten Schuljahr an rund 100 Schulen testweise die Schuluniform wieder eingeführt werden, die am 2026 wieder auf dem gesamten Staatsgebiet Pflicht werden könnte.  DT/fha

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