Die türkische Armee hat am Wochenende und erneut in der Nacht auf Montag mehrere Städte in Nordsyrien bombardiert, wobei nach Angaben der deutschen Presseagentur (dpa) mindestens 11 Zivilisten getötet worden seien. Hauptziel war die nahe der türkischen Grenze gelegene Stadt Kobane, die durch ihren Widerstand gegen den IS bekannt geworden war. Auch zivile Ziele seien beschossen worden, darunter ein Krankenhaus und ein Weizendepot.
Mit den neuerlichen Luftangriffen eskaliert der türkische Präsident Erdogan seine militärischen Aktivitäten in Nordsyrien. Immer wieder kündigt Erdogan die Errichtung einer 30 Kilometer breiten „Pufferzone“ an der Südgrenze zur Türkei an, zuletzt im Sommer. Begründung auch für die neuen Angriffe war die Vergeltung von Terroranschlägen. Für den jüngsten Anschlag in einer Fußgängerzone in Istanbul, bei der vor rund einer Woche sechs Menschen getötet worden waren, macht die türkische Regierung die kurdische Terrororganisation PKK verantwortlich. Der Regierung zufolge habe die festgenommene Tatverdächtige gestanden, den Befehl für den Anschlag aus Kobane bekommen zu haben.
Massive Gewalt bei Protesten im Iran
Martin Lessenthin, Sprecher der Nichtregierungsorganisation „Internationale Gesellschaft für Menschenrechte“, kritisierte das türkische Vorgehen. Es gehe um die Vernichtung kurdischer Selbstbestimmung und Identität. Die „Aggressionen Erdogans gegen die kurdischen Kantone und seine gleichzeitige Unterstützung islamistischer Milizen“ seien gegen die „Werte, die die NATO verteidigen will“, gerichtet.
Im Osten der kurdischen Siedlungsgebiete, die in den westlichen Provinzen des Iran liegen, ist es unterdessen zum Einsatz schwerer Waffen durch die iranischen Revolutionsgarde gekommen. Bei Angriffen auf die Stadt Mahabad wurden Berichten zufolge Panzer und Mörsergranaten eingesetzt. Sicherheitskräfte hätten willkürlich auf protestierende Menschen geschossen. Dabei soll es unbestätigten Angaben zufolge mehrere Tote und Verletzte gegeben haben. Im Iran kommt es zu anhaltenden Protesten gegen das Regime, seit Mahsa Amini nach Misshandlung durch die Sittenpolizei zu Tode gekommen war. Die kurdisch stämmige 22-Jährige war Mitte September festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht korrekt getragen haben soll. DT/jra
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