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Die „Ethik des Heilens“ ist zurück

Die Ampelregierung gibt den Embryonenschutz zum Abschuss frei.
Ungeborenes Baby im Uterus
Foto: IMAGO/Zoonar.com/Berit Kessler (www.imago-images.de) | Man muss gar kein gläubiger Christ zu sein, um eine Forschung abzulehnen, die menschliche Embryonen verbraucht und vernichtet. Es reicht dafür völlig aus, Mensch zu sein und eins und eins zusammenzählen zu können.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, hierzulande ähnlich bekannt wie ein noch namenloser Embryo im Frühstadium seiner Entwicklung, ist seit zwei Jahren im Amt. Gestern hat sie es zum allerersten Mal krachen lassen: Mit dem Embryonenschutzgesetz und dem Stammzellgesetz will die FDP-Politikerin gleich zwei mühsam errungene Gesetze „neu“ bewertet sehen. Anders und aufrichtiger formuliert, heißt das: Der Embryonenschutz soll weg. Die „Ethik des Heilens“, ist zurück. Jener, in der Ära Gerhard Schröders erfundene Euphemismus, mit dem die Selbstkannibalisierung des Menschengeschlechts verschleiert werden sollte.

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Man muss gar kein gläubiger Christ zu sein, um eine Forschung abzulehnen, die menschliche Embryonen verbraucht und vernichtet. Es reicht dafür völlig aus, Mensch zu sein und eins und eins zusammenzählen zu können. Dann nämlich stellt man fest: Jeder Mensch – Ausnahmen gibt es nicht – hat sein Dasein als befruchtete Eizelle begonnen. Und mehr noch: Niemand hat seine Zeugung erbeten. Keiner konnte sich deren Umstände aussuchen. Weder den Ort noch das übrige „setting“.

Respektlosigkeit der Respektierten

Ob im Rausch der Liebe oder bloß im Suff, ob schmerzlich ersehnt oder kühl projektiert, ob gewünscht oder unerwünscht, ob im Bett oder im Labor, ob in einer festen Beziehung oder bei einem One-night-stand – all das und anderes mehr hat sich niemand ausgesucht. Was also berechtigt geborene Menschen, menschlichen Embryonen jenes Mindestmaß an Respekt zu verweigern, das ihnen selbst offensichtlich entgegengebracht wurde, wenn auch vielleicht nicht in identischen, so aber doch in vergleichbaren Situationen? Was gibt den aus welchen Gründen auch immer Respektierten das Recht, ihren Artgenossen diesen Respekt zu verweigern, sie als Forschungsobjekt zu verdinglichen, zu verbrauchen und zu vernichten?

Nach Ansicht der Bundesforschungsministerin böte die menschliche Embryonen verbrauchende Forschung – Stark-Watzinger spricht lieber vom „Forschungsfeld“ – „große Chancen für die Entwicklung wirksamer Therapien für bislang unheilbare Krankheiten oder zu Behandlung von Volkskrankheiten wie Diabetes, Demenz oder Herzinfarkt“. Genau das wurde um die Jahrtausendwende – also vor beinahe einem Vierteljahrhundert – auch behauptet. Heute weiß man: Zählbare Erfolge gibt es bisher keine. Auch dort nicht, wo Forscher nicht mit Auflagen, wie sie das Embryonenschutzgesetz und das Stammzellgesetz beinhalten, „belästigt“ wurden.

Prinzip Hoffnung

Offensichtlich sind die Ampelregierung und ihre Einflüsterer aus der „Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina“ wild entschlossen, die Schwäche der Kirchen und ihre neue Uneinigkeit in ethischen Fragen auszunutzen und den verbrannten Forschungsmillionen weitere hinterherzuschmeißen. Der Rest ist „Prinzip Hoffnung“.

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Stefan Rehder Bettina Stark-Watzinger Embryonenschutzgesetz Lebensschutz Stammzellgesetz

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