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Corona-kritische konservative Promis erkranken an Covid-19

US-Kurienkardinal Raymond Leo Burke, Moderator Dick Farrell, und Talkmaster Phil Valentine: In letzter Zeit machen Covid-Erkrankungen einiger prominenter Personen aus Kirche und Medien Schlagzeilen. Manche überdenken daraufhin ihre Einschätzung des Virus.
Kurienkardinal Raymond Leo Burke
Foto: Grzegorz Galazka via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Kardinal Raymond Leo Burke nahm im Mai 2021 an dem "Marsch für das Leben" in Rom teil. Nun liegt der 73-Jährige mit einer Covid-19 Erkrankung im Spital.

Die Covid-19-Erkrankungen prominenter konservativer Persönlichkeiten, darunter Geistliche und US-Radio-Moderatoren, die sich in der Vergangenheit kritisch zu den restriktiven Corona-Maßnahmen oder skeptisch gegenüber einer Impfung gegen das Virus äußerten, nehmen zu. 

Der Kardinal gilt als Kritiker einer restriktiven Corona-Politik

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Jüngstes Beispiel ist der amerikanische Kurienkardinal Raymond Leo Burke.  Am Mittwoch teilte der 73-Jährige via Twitter mit, dass er sich mit dem Covid-19 Erreger infiziert habe. Er befinde sich aber auf dem Weg der Besserung und sei in „exzellenter Behandlung“. „Bitte betet für mich, während ich mich erhole“, schreibt Burke in seinem Twitter-Beitrag. Ob der Kardinal gegen das Virus geimpft war oder sich in Zukunft impfen lassen möchte, ist nicht bekannt.

Der frühere Präsident des Obersten Gerichtshofs des Vatikans gilt als Kritiker einer restriktiven Corona-Politik. „Es muss klar sein, dass die Impfung den Bürgern nicht auf totalitäre Weise aufgezwungen werden kann“, sagte er etwa bei einer Diskussionsveranstaltung vor rund einem Jahr in Rom, wie die katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet. Darüber hinaus sprach er sich gegen Gottesdienstverbote zur Eindämmung der Pandemie aus. „In unserer völlig säkularisierten Kultur gibt es die Tendenz, Gebet, Andacht und Messen als gewöhnliche Freizeitaktivitäten wie Kino oder Fußball zu betrachten“, schrieb Burke im März 2020 auf seiner Website.

Reue auf dem Sterbebett

Darüber hinaus sorgten in letzter Zeit auch die Corona-Erkrankungen zweier konservativer amerikanischer Radio-Moderatoren für Schlagzeilen. Der explizite Impfgegner und Donald Trump Anhänger Dick Farrell starb vergangenen Mittwoch an den Folgen der Corona-Infektion, die er sich vor etwa drei Wochen eingeholt hatte. Kurz vor seinem Tod änderte der 65-Jährige seine Meinung bezüglich des Covid-19 Virus. Quelle dafür ist eine Freundin des Verstorbenen, die laut Medienberichten zufolge auf Facebook postete: „COVID hat einen meiner besten Freunde mitgenommen! RIP Dick Farrel. Er ist der Grund, warum ich mir die Spritze geholt habe. Er sagte mir, dieser Virus sei kein Scherz, und er fügte hinzu: ‚Ich wünschte, ich hätte die Impfung bekommen!‘“. Farells Lebensgefährtin Kit Farley ergänzte auf den Sozialen Medien: „Bitte nehmt diese Krankheit ernst! Ja, für einige hat es minimale Auswirkungen, aber für andere ist es tödlich.“ Noch vor wenigen Wochen schlug der Newsmax-Moderator ganz andere Töne an: Die Corona-Pandemie sei nicht viel schlimmer als eine Grippe und er bezeichnete den Epidemiologen Anthony Fauci als „lügenden Freak“.

Auch der konservative Talkmaster Phil Valentine aus dem US-Bundesstaat Tennessee kämpft derzeit mit einer schweren Covid-19-Infektion. Der 61-Jährige gehört zwar keineswegs zur Gruppe der vehementen Impfgegner wie Dick Farrell. Jedoch äußerte auch er sich öffentlich skeptisch zu den Impfstoffen und stellte in den sozialen Medien deren Unbedenklichkeit in Frage.

Valentine bereut, nicht entschiedener für die Impfung geworben zu haben

Ende Juli machte Valentines Radiosender die Corona-Infektion des in Tennessee und den angrenzenden Bundesstaaten einflussreichen Talkmasters öffentlich. In einem auf dem Kurzmitteilungsdienst „Twitter“ verbreiteten Statement hieß es, Valentine liege mit einer Lungenentzündung auf der Intensivstation. Zudem wolle der Radiohost gegenüber seinen Zuhörern deutlich machen, dass er nie ein Impfgegner gewesen sei, nun allerdings bereue, nicht entschiedener für Corona-Impfungen geworben zu haben. Sobald er wieder auf Sendung gehen könne, wolle er sich für diese Position starkmachen.

Nachdem Valentine Ende Juli sogar an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden musste, bleibt sein Zustand weiterhin kritisch. Einer seiner Moderatoren-Kollegen erklärte jüngst in einem Social-Media-Beitrag, dass er noch immer wegen der infizierten Lunge behandelt werde. Gleichzeitig schloss er nicht aus, dass noch weitere Komplikationen auftreten könnten.

Valentines Bruder Mark, der seit der Erkrankung des Radio-Hosts mehrere TV-Auftritte absolvierte, erklärte indes, er kenne „Dutzende Leute“ die sich hätten impfen lassen, nachdem sie von der Corona-Erkrankung des Radiomoderators erfahren hatten. Und auch er selbst entschied sich aus diesem Grund für eine Impfung: Dass sein Bruder um sein Leben kämpfe habe ihn überzeugt, sich impfen zu lassen, „obwohl ich es eigentlich nicht vorhatte“. DT/esu/mlu

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