Die Bundesärztekammer hat erneut Kritik an der geplanten Cannabis-Legalisierung geübt. Grundlage dafür ist eine Meta-Studie des Hamburger Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung, die der Bundesgesundheitsminister in Auftrag gegeben hatte. Das gab die Kammer am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt. Laut Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt müsse der Bundesgesundheitsminister nach den Ergebnissen der von ihm selbst beauftragten Studie seine Gesetzespläne zur Freigabe von Cannabis grundlegend überdenken.
„Die Legalisierung von Cannabis führt zur Verharmlosung einer Droge, die nachgewiesenermaßen abhängig macht und zu schweren Entwicklungsschäden gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen führen kann“, so Reinardt. Die Studie habe laut dem Präsident der Bundesärztekammer die negativen Folgen der Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken aufgezeigt: Der Freizeitkonsum steige an, Jugendliche würden mehr medizinische Hilfe aufgrund von Cannabis in Anspruch nehmen, und auch Erwachsene würden wegen akuter cannabisbezogener Probleme häufiger die Notaufnahme aufsuchen, so Reinhardt. Auch zeige die Studie einen Anstieg von Verkehrsunfällen unter Cannabiseinfluss.
Keine Austrocknung des Schwarzmarktes zu erwarten
Von der erhofften Austrocknung des Schwarzmarktes könne ebenfalls keine Rede sein, so Reinhardt. Gerade einmal zwei Drittel der Konsumenten in Kanada, das Cannabis vor drei Jahren legalisiert hat, beschafften sich die Droge auf legalem Wege. Gutachter warnten, so Reinhardt, auch vor profitorientierten Unternehmen, die nicht nur die Verdrängung illegaler Anbieter zum Ziel hätten, sondern auch auf die Erschließung neuer Gruppen von Konsumierenden abzielten.
Reinhardt appellierte an Karl Lauterbach: „Der Bundesgesundheitsminister betont immer wieder, dass er wissenschaftliche Evidenz zur Grundlage seiner politischen Entscheidungen machen will.“ Die Ergebnisse der Studie müsse deshalb ein Anstoß sein, die Pläne zur Legalisierung noch einmal zu überdenken. Statt einer Legalisierung, die Ärztinnen und Ärzten „große Sorgen“ bereiteten, brauche Deutschland eine Drogenpolitik, die auf mehr Präventations- und Hilfsangebote für junge Menschen setze. DT/sdu
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