Der australische Kolumnist Gerard Henderson hat den Prozess gegen Kardinal George Pell kritisiert. Nie zuvor in der habe er in Australien ein Gerichtsverfahren erlebt, bei dem die Medien derart voreingenommen gewesen seien wie im Fall des ehemaligen Finanzdirektors des Vatikan.
Medien üben großen Einfluss auf australisches Rechtssystem aus
Henderson wies im australischen Fernsehsender „Sky News“ darauf hin, dass im Bundesstaat Victoria, wo Pell vergangene Woche verurteilt wurde, anders als in anderen Bundesstaaten nie ein Richter allein das Urteil fälle. Stattdessen entscheide eine Jury über Verurteilung oder Freispruch, wodurch die Urteilsfindung häufig durch Voreingenommenheit geprägt sei.
Henderson kritisierte, dass die Medien in der heutigen Zeit somit großen Einfluss auf das australische Rechtssystem ausüben würden. Zwar wisse man nicht, wie der Prozess ausgegangen wäre, wenn ein Richter das Urteil über Kardinal Pell gesprochen hätte. „Man muss jedoch naiv sein, wenn man glaubt, dass keine Jury von den Medien beeinflusst wird“, so Henderson.
Pell soll zwei Chorknaben zum Oralsex gezwungen haben
Der 77-jährige Kardinal Pell soll 1996 zwei Chorknaben in der Kathedrale von Melbourne, wo er Erzbischof war, nach einem Gottesdienst in der Sakristei zum Oralsex gezwungen haben. Das Urteil gegen ehemaligen Papstvertrauten war bereits im vergangenen Dezember gesprochen worden. Eine Nachrichtensperre sollte jedoch verhindern, dass dieses an die Öffentlichkeit gelangte, da noch in einem weiteren Verfahren gegen den Kardinal ermittelt worden war. Inzwischen wurden diese Ermittlungen eingestellt.
DT/mlu
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