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Cambridge legalisiert polyamore Beziehungen

Die Stadt Cambridge ist die zweite Stadt in den Vereinigten Staaten, die polyamore Beziehungen anerkennt. Das libertäre Magazin „Reason“ kritisiert, dass damit eine Neudefinition des Familienbegriffs einhergeht.
Polyamore Beziehungen ein neuer Trend?
Foto: Franziska Kraufmann (dpa) | Cambridge folgt mit seiner Verordnung, wie Reason weiter berichtet, der Stadt Somerville in Massachusetts, die im vergangenen Jahr nicht-eheliche Partnerschaften zwischen drei oder vier Personen legalisierte.

Wie das libertäre amerikanische Magazin „Reason“ mitteilt, hat sich der Stadtrat von Cambridge – dem Sitz der Harvard University und des Massachusetts Institute of Technology – am Montag entschieden, nicht-eheliche Partnerschaften zwischen drei oder mehr Personen zu legalisieren. Damit sei beschlossen worden, dass eine nicht-eheliche Lebensgemeinschaft nicht nur zwei Partner einbeziehe.

In einer Beziehung gegenseitiger Unterstützung

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Nunmehr bedeute eine nicht-eheliche Partnerschaft „die gebildete Einheit von zwei oder mehr Personen“, die nicht miteinander verwandt sind und die eine Anmeldung ausfüllen, in der sie erklären, dass sie sich „in einer Beziehung gegenseitiger Unterstützung, Fürsorge und Verpflichtung“ befinden und „beabsichtigen, in einer derartigen Beziehung zu bleiben“, dass sie „nicht in einer nicht-ehelichen Partnerschaft mit anderen Personen außerhalb dieser Partnerschaft“ lebten und dass „sie sich selbst als Familie betrachten“.

Diese neue Ausdrucksweise, so heißt es in Reason, „hebt die Forderung auf, dass alle Personen in einer nicht-ehelichen Partnerschaft zusammenwohnen müssen“. „Die Verordnung wurde erarbeitet mit detaillierten Angaben von der neu gegründeten Polyamory Legal Advocacy Coalition (PLAC), und sie ist die erste, von der sich deren Befürworter 2021 eine Welle der rechtlichen Anerkennung für polyamore Familien und Beziehungen erhoffen“, sagte PLAC in einer Stellungnahme. Die PLAC ist ein Bündnis zwischen den LGBTQ-Organisationen Chosen Family Law Center, der Harvard Law School LGBTQ+ Advocacy Clinic und Mitgliedern der American Psychological Asssociation’s Committee on Consensual Monogamy. Das Bündnis kämpfe für die rechtliche Anerkennung von polyamoren Beziehungen und anderen Arten von „Nicht-Kernfamilien“. 

Alexander Chen von der LGBTQ-Gruppe Harvard Law School LGBTQ+ Advocacy Clinic erklärte dazu: „Nicht-Kernfamilien - wie von Verwandten unterstützte alleinerziehende Eltern, Stieffamilien, Multigenerationen-Familien, multiparentale Familien und polyamore Familien - haben die Landschaft der amerikanischen Gesellschaft verändert – dennoch werden viele dieser diversen Familienstrukturen vom Gesetz nicht geschützt oder anerkannt“.

Anfällig für Stigmatisierung und Diskriminierung

Diana Adams, Geschäftsführerin des LGBTQ-Zentrums Chosen Family Law Center, bemerkt: „Der fehlende rechtliche Schutz macht Nicht-Kernfamilien besonders anfällig für Stigmatisierung und Diskriminierung am Arbeitsplatz, im Gesundheitswesen, bei der Wohnungssuche und im Gesellschaftsleben“. Sie habe hunderte von Klienten vertreten, „die diskriminiert wurden, weil sie polyamor sind“. So etwa, „weil sie ihren Lebenspartner nicht im Krankenhaus besuchen konnten oder bei Gerichtsprozessen das Sorgerecht oder ihren Arbeitsplatz verloren haben. Eine rechtliche Anerkennung dieser Familien verringert die Stigmatisierung und bietet Familien die Stabilität, die wir alle verdienen“.

Cambridge folgt mit seiner Verordnung, wie Reason weiter berichtet, der Stadt Somerville in Massachusetts, die im vergangenen Jahr nicht-eheliche Partnerschaften zwischen drei oder vier Personen legalisierte.  DT/ks

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