Ministranten sind in den meisten Pfarreien kostbare umhegte Pflänzchen geworden. Welcher Pfarrer könnte derzeit von sich behaupten, dass es auf einen mehr oder weniger nicht ankomme? Dass sich ein Pfarrer im Landkreis Regen von einem Oberministranten trennte, weil dieser sich bei einer Wahlveranstaltung mit AfD-Politiker Maximilian Krah fotografieren ließ, lässt tiefersitzende Konflikte vermuten oder ein sehr schlichtes Seelsorgergemüt.
Einem „digital native“ zu unterstellen, eines seiner WhatsApp-Statusbilder sei eine ernstgemeinte politische Botschaft, ist gewagt. Und selbst wenn der Jugendliche tatsächlich politisch schräge Ideen im Kopf gehabt haben sollte, wäre eine Kopfwäsche im Pfarrhaus keine gute Idee. Für die Erziehung eines Teenagers sind in erster Linie dessen Eltern verantwortlich, warum fand das Gespräch zu zweit statt? Was sich im Pfarrhaus wirklich abgespielt hat, bleibt vage.
Was den Pfarrer auf den Plan rufen sollte
Wenn die Berichte zutreffen, hat der Ministrant, der überlegt, Priester zu werden, bisher alle ausgestreckten Hände ausgeschlagen und ist nicht wieder in die Ministrantenschar zurückgekehrt. Und das sollte den Pfarrer wirklich auf den Plan rufen. Viel wichtiger als ein Donnerwetter wegen eines veränderbaren WhatsApp-Statusbilds scheint im Fall Regen eine Ministrantenkatechese.
Die Ehre des Altardienstes gilt Christus, nicht dem Pfarrer. Gut, wenn der Pfarrer das selbst seinen Minis klar macht und mit ihnen öfter über den Herrn spricht als über Politik.
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