Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Enge wirtschaftliche Beziehungen

Chinas Einfluss in Südamerika wächst immer mehr

In Brasilien hat der Yuan den Euro als zweitwichtigste Währung in den brasilianischen Reserven verdrängt. China ist nun der wichtigste Handelspartner.
Außenminister von Brasilien und China
Foto: IMAGO/Javed Dar (www.imago-images.de) | Ziemlich beste Freunde? Der brasilianische Außenminister Mauro Vieira trifft den chinesischen Außenminister Qin Gang im März in Neu Delhi.

Laut einem jüngst veröffentlichten Bericht der brasilianischen Zentralbank erreicht der Yuan einen Anteil an den Währungsreserven von 5,3 Prozent. Dies ist besonders bemerkenswert, weil bis 2018 die chinesische Währung gar nicht vertreten war.

Der Dollar bleibt jedoch mit 80,4 Prozent die wichtigste Währung in den brasilianischen Kassen. Auf den Euro entfallen jetzt 4,7 Prozent. China ist der größte Handelspartner Brasiliens. Der bilaterale Handel erreichte im Jahr 2022 einen Rekordwert von 150,5 Milliarden US-Dollar, wobei sich die brasilianischen Exporte auf 89,7 Milliarden beliefen. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ist China derzeit der wichtigste Abnehmer von Eisenerz, Sojabohnen, Fleisch, Zucker und Zellulose, die von Brasilien exportiert werden.

Brasilien ist Hauptziel für Chinas Investitionen

Nach Angaben des Brazil-China Business Council ist Brasilien auch das Hauptziel für chinesische Investitionen in Lateinamerika (48 Prozent) mit einem Volumen von 70,3 Milliarden US-Dollar von 2007 bis 2020.

Lesen Sie auch:

Anfang des Jahres trafen China und Brasilien ein Abkommen, um Transaktionen in ihren eigenen Währungen durchzuführen, ohne dass Dollar in ihrem umfangreichen bilateralen Handel benötigt werden. Dieses System ermöglicht es, Außenhandels- oder Finanzierungsgeschäfte zwischen den Ländern durch die Umrechnung von brasilianischen Reals in Yuan und umgekehrt abzuwickeln, ohne dass die bei internationalen Transaktionen übliche Umrechnung in Dollar erforderlich ist. Die Geschäftsabwicklungen übernahmen die brasilianische Bank of Communications BBM und die Industrial and Commercial Bank of China.

Der Internetprovider UOL Universo Online berichtet mit Berufung auf Tatiana Rosito, Staatssekretärin für internationale Angelegenheiten im brasilianischen Finanzministerium, der Schritt erfolge vor dem Hintergrund des wachsenden Einflusses der chinesischen Wirtschaft und der Internationalisierung des Yuan.

China macht USA die Vorherrschaft streitig

Damit versucht Brasilien unter Lula da Silva, international präsenter zu sein, als zur Amtszeit des Vorgängers Jair Bolsonaro. Der brasilianische Präsident sollte Anfang März nach China reisen, die Reise musste jedoch wegen gesundheitlicher Probleme abgesagt werden.

China, das den Vereinigten Staaten die wirtschaftliche Vorherrschaft streitig macht und die Abhängigkeit vom Dollar verringern will, hat ähnliche Abkommen unter anderem mit Russland und Argentinien geschlossen. Mit dem Abkommen mit der größten Volkswirtschaft Südamerikas wächst sein Einfluss in der Region noch mehr.  DT/jg

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Jair Bolsonaro Luiz Inácio Lula da Silva

Weitere Artikel

Nach der Präsidentschaftswahl in Brasilien: Das bevölkerungsreichste Land Südamerikas zeigt sich zutiefst gespalten. Der Linksruck in Südamerika geht außerdem weiter.
31.10.2022, 16 Uhr
José García
Eigentlich schien alles Lula hinzudeuten. Jair Bolsonaro schnitt bei der Wahl besser ab als erwartet. Jetzt kommt die Stichwahl.
08.10.2022, 09 Uhr
Anja Czymmek
Mit einem Grunderbe wird es nicht gelingen, die Wohlstandschancen zu verbessern, schreibt Marco Bonacker. Investieren muss man in Bildung.
13.02.2024, 11 Uhr
Marco Bonacker

Kirche

Das römische Dokument „Dignitas infinita" lädt ein, aus der Fülle der Identität als Erben Christi zu leben, statt eigene Identitäten zu konstruieren. 
26.04.2024, 17 Uhr
Dorothea Schmidt
Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig