Kürzlich hat der italienische Jesuit Carlo Casalone den Unmut von Lebensschützern erregt, als er ein aktuell im italienischen Parlament diskutiertes Gesetz zur restriktiven Legalisierung des assistierten Suizids befürwortete. Casalone ist Mitglied in der Päpstlichen Akademie für das Leben und erhält nun Rückendeckung von weiteren Mitgliedern der Akademie. Die katholische Tageszeitung „La Croix“ vermutet einen Strategiewechsel des Vatikans in Fragen des Lebensschutzes.
Verein fordert Referendum zur Legalisierung der Euthanasie
Der Gesetzesentwurf wird seit Dezember im italienischen Parlament diskutiert und soll in den kommenden Wochen abgestimmt werden. Parallel dazu fordert der Verein „Luca Coscioni“ ein Referendum zur Legalisierung der Euthanasie. Das Referendum möchte die aktive Sterbehilfe legalisieren und sie allein an die freie und informierte Zustimmung der volljährigen, zurechnungsfähigen Person knüpfen. Es könnte zugelassen werden, wenn keine baldige gesetzliche Regelung erfolgt. Sollte es Erfolg haben, so fürchtet Casalone, eine weitgehende Legalisierung der Euthanasie.
Casalone argumentiert in einem konkreten Fall und einer akuten Situation für ein kleineres Übel, den restriktiven Gesetzesvorschlag, um ein größeres Übel, nämlich das Referendum, zu vermeiden. Knapp 60 Organisationen des Lebensschutzes haben sich in einer Stellungnahme gegen die Position Casalones ausgesprochen, während die französische Moraltheologin Marie-Jo Thiel und der Kanzler der Päpstlichen Akademie für das Leben, Renzo Pegaro, die Argumentation Casalones stützen.
Wie kann die Kirche an der Debatte teilnehmen?
Laut Pegaro sei die entscheidende Frage, wie die Kirche an der Debatte in einer pluralen Gesellschaft teilnehmen könne: „Entweder man tritt in die Debatte ein und versucht, das bestmögliche Gesetz zu fördern, oder man hält sich aus jeder Diskussion heraus und beschränkt sich auf die Bekräftigung von Grundsätzen, mit dem Risiko, ein noch schlechteres Gesetz durchgehen zu lassen.“ Die Kirche habe die Wahl, an der Aushandlung eines „unvollkommenen Gesetzes“ teilzunehmen oder sich auf Positionen zurückzuziehen, die in einer liberalen Gesellschaft nicht mehr hörbar seien.
Papst Franziskus selbst hat sich wiederholt eindeutig gegen jegliche Form des assistierten Suizids ausgesprochen, zuletzt bei der Generalaudienz am 9. Februar. DT/fha
In der kommenden Ausgabe der Tagespost finden Sie eine ausführliche Darstellung der Debatte.