„Diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft“, schreibt Karl Marx an Friedrich Engels über den Sozialisten Ferdinand Lassalle. Diese Zeilen sind Teil eines Briefes, den eine Wiener Petition 2020 anführte, um den Karl-Marx-Hof umzubenennen: Nur 25 Unterschriften kamen am Ende zusammen. In einer zweiteiligen Miniserie für die „Tagespost“ analysiert Autorin Cornelia Kaminski die blinden Flecken der deutschen Marx-Rezeption nach.
Kein „kommunistischer Tugendbold“
Besonders schwer wiegen antisemitische Passagen aufgrund Marx‘ Familiengeschichte – er selbst entstammt jüdischen Familien, die zum Christentum konvertiert waren. Doch trotzdem erweist sich Marx in der deutschen Rezeption als nur schwer anzutasten. 2009 erschienen Passagen aus seinen Briefen als Hörbuch. „Sie waren nie für die Öffentlichkeit gedacht, aber umso mehr amüsieren und gruseln sie den Zuhörer“, heißt es in der Beschreibung von Amazon. Laut Kaminski ist man im Ausland schon weiter. Bereits in den 60ern schrieb Marx-Biograf Robert Payne, dass Marx „weit davon entfernt“ sei, ein „kommunistischer Tugendbold“ zu sein. DT/sdu
Lesen Sie Cornelia Kaminskis spannende Kritik der Marx-Rezeption in Deutschland in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.