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Sexuelle Erfahrungsräume in Kitas: Berliner Senat rudert zurück

Sexuelle Spiele unter Kleinkindern will der Berliner Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke, in Berliner Kitas nicht fördern.
Berliner Kitas rudern zurück
Foto: IMAGO/xkutanyax (www.imago-images.de) | „In Berliner Kitas wird es ausdrücklich keine eigenen Räume für pädagogische sexuelle Erkundungen für Kinder untereinander geben und auch keine angeleiteten oder freien sonstigen sexuell-pädagogischen Konzepte", der ...

In Berliner Kitas wird es keine sexuellen Erfahrungsräume geben, in denen Kinder ab dem Kleinkindalter sexuelle Erfahrungen an sich und anderen Kindern sammeln können. Das teilte der Berliner Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke (CDU) dieser Zeitung auf Anfrage mit. Wörtlich sagte er: „In Berliner Kitas wird es ausdrücklich keine eigenen Räume für pädagogische sexuelle Erkundungen für Kinder untereinander geben und auch keine angeleiteten oder freien sonstigen sexuell-pädagogischen Konzepte.“

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Am vergangenen Freitag hatte die „Junge Freiheit“ Zitate aus einem Entwurf für das neue „Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege“ vom 22. Februar veröffentlicht. In dem Entwurf habe es geheißen: „Kinder entdecken ihre eigenen Geschlechtsteile, erforschen sie intensiv und möchten diese Erfahrungen mit anderen Kindern teilen. Sie lieben es zu spielen und entdecken ihren Körper zum Beispiel über Rollen- oder Bewegungsspiele.“ Für das „Genießen von Lustgefühlen am eigenen Körper“ habe der Entwurf „individuelle Erfahrungsräume“ für die Kleinkinder vorgesehen. „Aufgrund des Verletzungsrisikos“ sollten die anale oder orale Penetrierung der Kita-Kinder jedoch vermieden werden, zitiert die „Junge Freiheit“. 

Entwurf entspreche Vorstellungen von einem kindgerechten Bildungsauftrag nicht

Gegenüber der „Tagespost“ erklärte Liecke zu dem Vorgang: „Dieses Konzept wurde zum Zeitpunkt innerhalb eines noch nicht abgeschlossenen Arbeitsprozesses der Fachebenen weitergereicht und wurde mittlerweile zurückgezogen. Ich möchte klarstellen, dass dieses Arbeitspapier (da im Arbeitsprozess) der Hausleitung nicht vorgelegen hat und in dieser Form keinen Einzug in das Berliner Bildungsprogramm halten wird. Dies entspricht ganz und gar nicht unseren Vorstellungen von einem kindgerechten Bildungsauftrag.“ 

Zum Zustandekommen des Entwurfs erklärte der Staatssekretär: „Uns ist bewusst, dass die uns aus dem wissenschaftlichen Bereich zugearbeiteten Handlungsempfehlungen eine andere Perspektive vertreten, jedoch teilen wir diese Ansichten ausdrücklich nicht und werden diese Empfehlungen auch nicht im Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege aufnehmen.“ Wer genau die Handlungsempfehlungen erarbeitete, teilte die Berliner Senatsverwaltung bisher nicht mit.

Helmut Kentler: Vorreiter der Sexualpädagogik

Besondere Brisanz erhielt der Vorgang, da die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie am vergangenen Freitag den Aufarbeitungsbericht zum Wirken des Missbrauchstäters und pädophilen Aktivisten Helmut Kentler in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe veröffentlichte. Der Bericht arbeitet nicht nur die Rolle der Berliner Senatsverwaltung, vor allem des Landesjugendamts West-Berlin, in dem deutschlandweiten Netzwerk von pädophilen Tätern heraus. Er hält auch fest, „wie sowohl Akteure der wissenschaftlichen Sozialpädagogik als auch der Sexualpädagogik bis heute wirkende Diskurse geschaffen haben, die als Verdeckungsmodi sexualisierter Gewalt in der Kinder- und Jugendhilfe beschrieben werden können“. 

Die von Helmut Kentler entwickelte „emanzipative Sexualpädagogik“ beruht auf der These, dass bereits Kinder ein Recht auf das Ausleben ihrer Sexualität hätten – ein beliebtes Argumentationsmuster pädophiler Aktivisten der Siebziger- und Achtzigerjahre. Sie fand Eingang in die „Sexualpädagogik der Vielfalt“, die heute an vielen Schulen, Kindergärten, auch in katholischen Einrichtungen, Standard ist.  Deren sexualpädagogische Leitlinien beruhen zumeist auf dem Werk „Mädchen und Jungen in der KiTa. Körper, Gender, Sexualität“ von Christa Wanzeck-Sielert angeführt, der Frau des Begründers der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ und Kentler-Schülers Uwe Sielert. Zu deren Empfehlungen gehören sexuelle Erfahrungsräume, die Raum für frühkindliche Masturbation und „Doktorspiele bieten.  DT/fha

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