Am 29. Februar war der sogenannte “Equal Care Day”. Das Anliegen dabei: an einem oft übergangenen Tag wie dem nur alle vier Jahre existierenden Schalttag auf die überwiegend unsichtbare Arbeit der Fürsorge, des Pflegens, ganz allgemein also der Sorge für andere aufmerksam zu machen. Unsichtbar deswegen, weil Care-Arbeit zu Hause oder im Pflegeheim stattfindet, am Esstisch, auf der Wickelkommode oder nachts an der Bettkante beim fiebernden Kind.
Zu Care-Arbeit gehört aber auch die sogenannte „mentale Last“ (mental load) der organisatorischen Verantwortung für eine Vielzahl von Terminen – vom Fußballverein über das Schulfest bis hin zum Kieferorthopäden, vom Besorgen von Geburtstagsgeschenken oder Schulheften (aber bitte in der richtigen Lineatur) über den Reifenwechsel hin zum rechtzeitigen Bereitlegen der Tabletten für die Oma.
Wichtig wäre Wertschätzung
Der weitaus größte Teil dieser Arbeit wird übrigens von Frauen übernommen, gleich ob im Privaten, Professionellen oder dem Ehrenamt – auch im 21. Jahrhundert. Und hier setzte in den letzten Tagen die immer gleiche Debatte ein. Der Tenor lautet schlicht und ergreifend so: Es ist einfach ein Skandal und widerspricht der Gleichberechtigung, dass nach wie vor die armen Frauen Kochen und Kinder versorgen müssen.
Aber ist denn alles ungerecht, was ungleich aufgeteilt ist? Müsste es nicht viel mehr darum gehen, der unersetzlichen Sorgearbeit an sich endlich einmal die ihr zustehende Wertschätzung entgegenzubringen? Daran fehlt es nämlich ganz gewaltig. „Oh, Dein Kind spricht aber gut, obwohl Du es zu Hause erziehst“, musste sich die junge Mutter eines zweijährigen Kindes anhören. Männern geht es da oft keinen Deut besser, wenn sie einen Rollenwechsel vornehmen. Belächeln, fehlende Anerkennung und Herabwürdigung von Sorgetätigkeiten sind keine Ausnahme, sondern Alltag für viele.
Natürlich dürfen und sollen sich Dinge ändern. Es muss nicht so bleiben, dass der Hauptteil der unsichtbaren Arbeit von Frauen geleistet wird, Denn die Zeit fixer Rollen ist endgültig vorbei. Zum Glück. Aber das wahre Problem liegt nicht bei der zeitlichen Aufteilung der Sorgearbeit. Es ist schon lange überfällig, dass endlich das Zeitalter der Wertschätzung anbricht. Gerne sofort.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.