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Gewalt, Missbrauch, Pornografie: Eine Schulleiterin schlägt Alarm

Im Gespräch mit der „Tagespost“ spricht die Schulleiterin und Sachbuchautorin Silke Müller über Gefahren für Kinder im Netz.
Silke Müller, Schulleiterin und Sachbuchautorin
Foto: IMAGO/teutopress GmbH (www.imago-images.de)

Eltern fallen aus allen Wolken, wenn Schulleiterin Silke Müller sie auf Elternabenden mit den Inhalten konfrontiert, die Kinder – oft ab dem Grundschulalter – ungefiltert auf ihrem Smartphone konsumieren. Ihr Anfang Mai veröffentlichtes Sachbuch mit dem Titel „Wir verlieren unsere Kinder! Gewalt, Missbrauch, Rassismus – Der verstörende Alltag im Klassen-Chat“ ist Weckruf und Appel zugleich und erhielt bundesweite Aufmerksamkeit. Nach Auftritten in verschiedenen Sendungen und Talkshows (Markus Lanz) hat sie für die kommende Ausgabe mit der „Tagespost“ gesprochen.

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Nicht auszuhalten

Schonungslos beschreibt Müller ihrem dem bereits in dritter Auflage gedruckten Buch, mit welchen an Grausamkeit kaum zu übertreffenden Inhalten Kinder und Jugendliche über die sozialen Medien konfrontiert sind. „Folter, Gewalt, Rassismus, Pornografie, mit diesen Schlagwörtern können wir zwar etwas anfangen, aber meistens ist uns doch nicht klar, was man da glasklar, schonungslos und ungefiltert über die sozialen Medien zu Gesicht bekommen kann. Das übersteigt oft eigentlich das, was man aushalten kann“, so Müller im Gespräch mit der „Tagespost“.

Doch genau diese Betroffenheit wolle sie erzeugen, um gesamtgesellschaftlich ein Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen, in denen Kinder tagtäglich stehen. Problematisch ist in den Augen Müllers dabei nicht die Technik, sondern deren – erwachsene – Nutzer, die problematische Inhalte zur Verfügung stellen.  Besondere Sorge bereitet Silke Müller die Beobachtung, dass die Kinder nicht nur Opfer sind, sondern zunehmend auch selbst einer moralischen Verrohung zum Opfer fallen. So schildert sie den Fall „Challenge“, bei der sich 13-14jährige Mädels auf einer Chat-Plattform als etwas ältere Teenager ausgaben, mit dem Ziel, mit erwachsenen Männern in Kontakt zu treten und diese so lange zu provozieren, bis sie das Bild eines erigierten Penis schicken.

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Medienerziehung ist nötig

„Uns Erwachsenen ist es nicht gelungen, Werte und Normen für friedliches Miteinander im Netz auszuhandeln“, beobachtet Müller und fordert eine Medienerziehung, die sich nicht auf das Erlernen von Wissen und Techniken beschränkt, sondern ethische Maßstäbe für den Umgang miteinander im Internet setzt.

Auch sieht sie vor allem die Eltern in der Pflicht, die sich von der Idee verabschieden müssten, Medienerziehung sei mit der zeitlichen Begrenzung von der Mediennutzung getan. Sie plädiert dafür, Kindern erst ab 14 ein eigenes Smartphone zu überlassen. „Wenn man die Zeit davor unmedial nutzt, um dem Kind Werte, Empathie, Resilienz und auch ein gesundes Abwehrverhalten mitzugeben, dann hat man an dieser Stelle schon viel gewonnen“, schätzt sie.

Eltern müssen mitwirken

Wichtig sei es auch, dass Eltern sich selbst mit sozialen Medien vertraut machen, bevor sie ihren Kindern Zugang dazu verschaffen. Anschließend müssten sie ihren Kindern klare Vorgaben zur Nutzung des Smartphones machen und diese auch durchsetzen. „Ich erlebe aber, dass Eltern oft nicht mehr bereit sind, wirklich zu erziehen, in dem Sinne, dass man sich da manchmal auch auf Konfrontationen mit dem Kind einlassen muss“, zeigt sie sich besorgt. DT/fha

In der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ lesen Sie das vollständige Interview mit Silke Müller.

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