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Ehevorbereitungskurs: „Fenster zur Seele des Partners“

Ob am Ofen oder bei Kerzenschein – Hauptsache reden: Paarkommunikation steht im Fokus des Ehevorbereitungskurses der Schönstatt-Bewegung; und dafür darf man es sich gern gemütlich einrichten. 
Ehevorbereitung mit Candle Light Dinner
Foto: Rights Managed via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Romantik und Humor: Zwei unentbehrliche Zutaten für eine gelingende Beziehung, in der das Gespräch lebendig bleibt.

Ein Ehevorbereitungskurs mit Candle-Light-Dinner im festlich und liebevoll geschmückten Saal, schöne Musik zu leckerem Essen bei Kerzenschein? Das hat nicht nur was, das gibt es wirklich: Bei der Schönstattbewegung, die damit deutlich machen will, dass sich erstens Ehearbeit und nettes Beisammensein nicht ausschließen und — zweitens — das Paargespräch wichtig ist. Patrick Klausmann, einer der Leiter, nennt das Gespräch den „Schlüssel für eine gelingende Partnerschaft“ und „das Fenster zur Seele des anderen“.

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Gemeinsam mit seiner Frau Regina hat er vor der Hochzeit diesen Kurs und später eine Ausbildung zum Familientrainer absolviert. Seit zehn Jahren engagiert sich das Paar bei der Schönstattbewegung in der Ehevorbereitung. „Paare, die sich auf ihre Hochzeit vorbereiten, blicken voller Vorfreude und Zuversicht auf Ihre gemeinsame Zukunft und stellen die Weichen für ihr gemeinsames Leben“, sagen sie. Der Kurs sei eine Investition in die Ehe und die höre für das Paar nicht mit dem Vorbereitungskurs zur Ehe auf, sondern sei eine lebenslange Aufgabe — oder anders ausgedrückt: „Es ist wie bei einer Bergtour, auf die ich nicht unvorbereitet losgehe, sondern mir die richtige Ausrüstung einpacke und unterwegs auch immer wieder dafür sorge, dass wir genügend Proviant dabei haben“, so das Paar.

Ehe ist keine zufällige Lebensform

Die Schönstatt-Bewegung bietet die Ehevorbereitungskurse in zwei Formaten an: ein Seminar mit sechs über sechs Wochen verteilten Abenden und ein viertägiges Präsenzseminar in einem geistlichen Zentrum der Bewegung. Das Präsenzseminar hat nach Ansicht der Klausmanns den Vorteil, dass Paare Kontakte mit anderen Paaren knüpfen, die „oft ein Leben lang halten“, was viele Rückmeldungen von ehemaligen Teilnehmern bestätigen.

Kernaspekt aller Kurse ist die Botschaft, dass „Ehe keine zufällige Lebensform ist, sondern wir glauben, dass Gott uns füreinander geschaffen hat“, erklärt Regina Klausmann – zumindest gelte es, herauszufinden, ob dem wirklich so sei. Es könne auch vorkommen, dass ein Paar am Ende des Kurses entscheidet, nicht zu heiraten oder mit der Hochzeit noch zu warten, weil noch viele Fragen zu klären sind. „Ob man heiratet oder sich trennt, weil man erkannt hat, dass man doch nicht zusammenpasst –  in beiden Fällen hat man den Kurs erfolgreich abgeschlossen“, erläutert ihr Mann und berichtet von einem Paar, das im Laufe des Kurses feststellen musste, dass deren Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben zu weit auseinanderdrifteten und sich getrennt hat. Ein anderes Paar habe den Hochzeitstermin verschoben.

Gott hat mit jedem Paar einen Plan

Entscheidet sich ein Paar für die Ehe, dann gelte es, „nicht zu klein von sich denken“, findet Patrick Klausmann. Gott habe mit jedem Paar einen Plan. Aus diesem Wissen heraus werde das Sakrament der Ehe im Leben des Paares fruchtbar – für es selbst und für andere. Mehr noch: Wenn man wisse, dass Gott Paare füreinander gemacht habe, „müssen wir nichts wegradieren beim anderen, ihn schleifen oder an ihm basteln, bis er so ist, wie wir ihn gerne hätten, sondern können ihn getrost annehmen und über Gespräche immer besser kennenlernen“, führt Regina Klausmann aus.

Damit die Teilnehmer jeweils zu der für sie richtigen Entscheidung kommen können, konzentriert sich der von Meditation und Gottesdiensten umrahmte Kurs inhaltlich auf für die Ehe wichtige Themen: Gespräch als Fundament für eine gelingende Beziehung, Ergänzung in Verschiedenheit, die Ehe ganzheitlich als Sakrament lieben, Sexualität, natürliche Empfängnisregelung, Konflikte als Chance zum Wachstum, der Reichtum der Gottesbeziehung und die Organisation des neuen gemeinsamen Alltags.

Schwierigkeit beim Abnabeln und die seelische Mitgift

Je nachdem, welche Themen und Fragen im Kurs besonders hervortreten, werden Inhalte flexibel an die Paare angepasst. So sei nicht selten die Schwierigkeit beim Abnabelungsprozess ein Thema; „dass einer der beiden noch an den Eltern hängt“, sagt Patrick Klausmann. Dann müsse man darauf „stark eingehen und viele Beispiele bringen, damit jeder nochmal genau schauen kann, ob er wirklich abgelöst ist“.

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Ein anderes wichtiges Thema sei die „seelische Mitgift“. Dabei gehe es um Fragen wie: „Was bringen wir aus dem Elternhaus mit? Was hat uns geprägt?“ Im Alltag gebe es Situationen, die einen der beiden triggern, man überemotional reagiere, „und der Partner weiß gar nicht, warum“. Wenn das über Jahre passiere, könnten sich die Verletzungen stapeln und eine Beziehung unnötig strapazieren. „Darum ist richtige Kommunikation von Anfang an so wichtig“ und immer auch „eine Reise in das eigene Selbst“, so der Kursleiter.

Paare sollen selbst zu Forschenden werden

Zu den einzelnen Themen gibt es immer zuerst einen Impuls von 45 bis 60 Minuten, in dem Lebensvorgänge beschrieben werden. Die Paare werden angeregt, in den einzelnen Themenfeldern selbst zu Forschenden zu werden, zu wachsen, die Wahrheiten für sich selbst zu entdecken und zu überlegen, wie sie ihre gemeinsame Zukunft gestalten wollen.

Deswegen ist das Paargespräch im Anschluss an den Impuls das zentrale Element des Kurses, und zwar „in einem Klima der Freiheit“, erklärt Regina Klausmann. „Die Paare würden selbst entscheiden, ob ihnen der folgende Impuls wichtig sei oder ob sie lieber das Paargespräch fortführen wollten. „Es besteht jederzeit die Möglichkeit, zudem ein Gespräch mit dem Begleitteam zu führen“, erklärt sie. Ein Abend sei reserviert für Fragen aller Art, die entweder in die Runde gegeben oder von den Kursleitern beantwortet werden. Der Fokus liege aber grundsätzlich auf dem Paar.

Gesprächsfaden nicht abreißen lassen

Auch im Alltag gelte es den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, so die Klausmanns. Das im Kurs erlernte Knowhow könne dabei eine Hilfe sein. Die Schönstatt-Bewegung empfiehlt einen wöchentlichen Eheabend als Investition in die Beziehung, so Patrick Klausmann.

Das bedeute, sich einmal in der Woche eine Stunde Zeit zu nehmen, in der man nur über und von sich spreche, „und nicht über Organisatorisches, über Kinder oder Arbeit“. Zusätzlich als hilfreich würden viele Paare die zahlreichen Treffen für Paare und Familien erfahren, in denen Themen, die im Vorbereitungskurs angeschnitten worden sind, nicht nur vertieft, sondern auch ausgetauscht werden könnten.

Es geht ums Ganze

Wie tief sich der Input des Kurses in die Herzen gräbt und als hilfreich im Ehealltag erweist, zeigen zahlreiche Zeugnisse auf der Website zum Eheseminar. So schreibt ein Paar, wie es in herausfordernden Situationen zueinander sage: „Im Kurs haben wir darüber gesprochen... weißt du noch…?“

Weitere Paare schauen gern auf besonders „liebevoll gestalte Veranstaltungen wie das Candle-Light-Dinner“ zurück, auf den Spaziergang oder den Balkonaufenthalt mit Blick auf die Alpen als gemütliche Rahmen für Unterhaltungen. Bei einem Paar haben die gemeinsamen Gottesdienste „den Funken nochmal so richtig überspringen und uns spüren lassen: Es geht hier um mehr! Es geht ums Ganze!“


abenteuer-ehe.de und traut-euch.at

Dieser Text ist Teil der Artikelserie „Ehe wir uns trauen“ über das Ehekatechumenat, Ehevorbereitung und Ehekurse im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

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