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„Vorbereitungen auf die Hochzeit wird mehr Zeit gewidmet als der Ehevorbereitung“

Die US-Bischöfe beschäftigten sich auf ihrer Vollversammlung auch mit der Ehevorbereitung. Sie unterstreichen besonders den Berufungscharakter der Ehe.
Hochzeit
Foto: Silas Stein (dpa) | Laut einem weiteren Mitglied des Ausschusses für Laien, Ehe, Familienleben und Jugend, Bischof Thomas Paprocki von Springfield, Illinois, sollte die Ehevorbereitung ein „erster Schritt“ sein, um „die Ehe als Berufung ...

Die US-Bischofskonferenz (USCCB) hat auf ihrer vor kurzem zu Ende gegangenen Herbstvollversammlung in Baltimore unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Vorschlag aus dem Vatikan diskutiert, ein Ehekatechumenat einzuführen.

Im Sommer hatte das vatikanische Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben eine Broschüre mit dem Titel „Katechumenale Wege für das Eheleben“ veröffentlicht. Darin heißt es: „Die heutigen Gegebenheiten erfordern erneute pastorale Anstrengungen, um die Vorbereitung auf das Ehesakrament in den Diözesen und Pfarreien auf allen Kontinenten zu stärken. Die abnehmende Zahl der Eheschließungen im Allgemeinen, vor allem aber die kurze Dauer der Ehen, auch der sakramentalen Ehen, sowie das Problem der Gültigkeit der geschlossenen Ehen stellen eine dringende Herausforderung dar. Die persönliche Erfüllung und das Glück einer großen Zahl von Laien in der ganzen Welt stehen auf dem Spiel.“

Dreistufige Vorbereitung und Begleitung

Das Dokument schlägt eine dreistufige Vorbereitung und Begleitung vor: eine erste Phase der Vorbereitung, die „etwa ein Jahr“ dauern könnte, eine Zeit der unmittelbaren Vorbereitung in den Monaten vor der Hochzeit, „die möglicherweise den Ritus der Verlobung einschließt“; und die dritte Phase von zwei bis drei Jahren der Orientierung nach der Hochzeit.

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Die US-Zeitschrift „National Catholic Register“ berichtet jetzt über Gespräche mit einigen US-Bischöfen im Anschluss an die Herbstvollversammlung. So sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Laien, Ehe, Familienleben und Jugend, Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco, der Vorschlag aus dem Vatikan „passt gut mit dem pastoralen Rahmen für die Ehe zusammen, den wir letztes Jahr verabschiedet haben, damit die Diözesen ihre eigenen Programme entwickeln können“. Die Idee eines Katechumenats sei, dass die Paare „Teil einer Gemeinschaft“ seien, weswegen die Pfarreien miteinbezogen würden. 

Es bleibe jedem Bischof überlassen, ob er in seiner Diözese ein ganzes Jahr zur Ehevorbereitung einführe oder nicht. Allerdings wies Erzbischof Cordileone darauf hin, dass inzwischen die Hochzeit weit im Voraus geplant werde, häufig über mehr als ein Jahr hinweg. Es sei bedauerlich, „dass den Vorbereitungen auf die Hochzeitsfeier viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, als der Ehevorbereitung“. Ein Jahr möge eine lange Zeit sein, „aber sicher nicht zu lang, um sich auf eine lebenslange Verpflichtung vorzubereiten“.

Ähnlichkeiten zu Entscheidung für Priesterberufung

Ähnlich äußerte sich Erzbischof Alexander Sample von Portland, Oregon, der demselben Ausschuss angehört. Die Ehevorbereitung könnte im Zusammenhang gesehen werden „mit den Jahren der Entscheidung für eine Priesterberufung: Junge Männer durchlaufen sieben bis neun Jahre Ausbildung, um Priester zu werden“. Manchmal habe die Kirche „der Vorbereitung junger Menschen auf ein anderes Berufungssakrament nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt – auf das Ehesakrament“. Die Vorbereitung auf die Ehe beginne zwar in der Familie. „Wenn es aber zu einer konkreten Entscheidung kommt, da bin ich dafür, sich mehr Zeit zu nehmen, um das richtig zu tun, so dass junge Menschen mit offenen Augen und gut vorbereitet in die Ehe gehen, dass sie insbesondere deren geistliche Dimension als Sakrament verstehen.“

Laut einem weiteren Mitglied des Ausschusses für Laien, Ehe, Familienleben und Jugend, Bischof Thomas Paprocki von Springfield, Illinois, sollte die Ehevorbereitung ein „erster Schritt“ sein, um „die Ehe als Berufung zu fördern“. Die Kirche habe traditionell von Berufung im Zusammenhang mit dem Priestertum und dem geweihten Leben gesprochen. „Wir haben als selbstverständlich angesehen, dass junge Menschen über das Ehesakrament Bescheid wussten“, so Paprocki.

Das sei „in unserem derzeitigen kulturellen Klima“ jedoch nicht mehr der Fall: „Viele junge Menschen haben die Ehe überhaupt nicht auf dem Radar.“ Bevor über ein Ausbildungsprogramm gesprochen werden könne, sei die Frage zu klären: „Wie bringen wir junge Menschen dazu, zu erkennen, dass es eine echte Berufung ist, sich in Liebe dem Ehepartner hinzugeben, und dass aus dieser Liebe Kinder entstehen?“

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